D 2022, 84 min
FSK 12
Verleih: Camino
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Anne Ratte-Polle, Lea Drinda, Ulrike Willenbacher, Urs Jucker
Regie: Katharina Woll
Kinostart: 09.03.23
Ina ist eine jener Mütter, die gestreßt durch den Tag hetzen, um zwischen lautstark pubertierender Tochter, Ex-Mann, schwieriger Mutter, anstrengendem Job als Psychotherapeutin und kraftraubendem Lebenspartner zu jonglieren. Kurzum: sehr viel Care Arbeit und Mental Load, um es mit den Schlagwörtern zusammenzufassen, die das Feld umreißen. Klar, daß das irgendwann schiefgehen muß. Regisseurin Katharina Woll macht aus dem Leben der durchschnittlichen bio-deutschen Mittelschichtsfrau Ü40 allerdings mehr als die typische Frau-kurz-vorm-Burnout-versinkt-im-Familienchaos-Geschichte.
Das liegt vor allem an der treffsicheren Besetzungswahl von Anne Ratte-Polle, die alle Facetten nuanciert ausspielt, die Ina als Charakter innewohnen. Aber auch der restliche Cast bekommt Dialoge, die Gestaltungsräume eröffnen und geschickt zwischen Komik und Ernsthaftigkeit balancieren. Wir können trotz aller Konflikte eine tiefe Verbundenheit zwischen Ina und ihrer Tochter Elli erspüren, kommen auch der Beziehungsdynamik von Reto, dem angehenden Professor, und Ina näher. Er hat eine Berufung nach Tampere erhalten und setzt alles daran, Ina einzureden, daß Finnland vor allem für sie eine Chance ist. Warum nur, fragt er, stehe Ina immer ihrer eigenen Entwicklung im Weg?
Ihr 70. Geburtstag bietet Inas Mutter Tamara schließlich die große Bühne, um mit Erpressung alle, insbesondere Ina, gefügig zu machen. Habe sie nicht ihre Karriere für ihre einzige Tochter geopfert, und jetzt könne Ina nicht mal schnell ein paar fehlende Stühle besorgen? Doch dieses Mal nutzt Ina das Geburtstagsständchen für ihren kathartischen Auftritt.
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...