Originaltitel: ALPHA DOG
USA 2006, 117 min
Verleih: Concorde
Genre: Gangster, Drama, Teenie
Darsteller: Emile Hirsch, Sharon Stone, Bruce Willis, Justin Timberlake, Anton Yelchin
Regie: Nick Cassavetes
Kinostart: 22.03.07
Unschuld war einmal. 10.17 Uhr wird der 15jährige Zack Mazursky in San Gabriel Valley gekidnappt. Seine Entführer sind selbst noch Teenager - Johnny Truelove, der dem Vater mit ehrgeizigen Drogengeschäften nacheifert, der unterwürfige Elvis und der sorglose Frankie. Meist hängen sie ab, kiffen, saufen. Heute sammeln sie kurzentschlossen Zack von der Straße auf, "als Pfand" für die Schulden seines Bruders Jake. Prophylaktisch. Der brutale Jake schwört daraufhin Rache, und auch die Polizei sucht bereits nach dem Vermißten. Der ist eigentlich ganz froh, mal aus dem erstickenden Zuhause fort zu sein und wähnt sich in Sicherheit. Seine "neuen Freunde" lassen ihn an ihrem Leben zwischen Drogen, Parties und Sex teilhaben. Zack schlägt sogar die Chance aus, heimzukehren. Stunden später wird er tot sein.
Der Schrecken nistet sich irgendwo in der Magengegend ein. Authentisch und spannend chronologisiert ALPHA DOG einen realen Fall aus der jüngeren amerikanischen Geschichte, daran erinnern uns Zeugennummern und -namen am Bildrand, aber auch die Zeitangaben. Sie sind ein fataler Countdown. Mit jedem Schritt manövrieren sich Johnny Truelove und seine Clique tiefer in die Sackgasse. Sie ziehen immer mehr Bekannte in den Streich hinein, der als Denkzettel gedacht war, zur astreinen Entführung mutiert und Truelove schließlich einen Platz auf der "Most-Wanted"-Liste des FBI sichert.
Bevor Cassavetes seinen Zufalls-Kidnappern den Galgen um den Hals legt, nimmt er sich ausführlich Zeit, das glaubwürdige Bild einer perspektivarmen Jugend zwischen Parties, Konsum jeder Art und ersten Schritten in der "erwachsenen Welt" zu zeichnen. Trotz der einen oder anderen Feierszene zu viel gelingt ihm die ziemlich nahtlose Verknüpfung vieler Themen. Besonders eindrucksvoll seziert Cassavetes defekte Familien und eine Gesellschaft mit schwindenden Moralwerten. Doch dann wird es ernst. Auf der Flucht und zunehmend die drohende Gefängnisstrafe vor Augen, begehen Truelove und Co. einen Mord É
Ja, es ist Justin Timberlake, der sich da dauerbekifft und unrasiert durch manche Szene grinst. Er spielt den unbedarften Frankie und schlägt sich wacker. Weitaus größeren Eindruck hinterläßt jedoch Anton Yelchin als Opfer Zack. Ihm gehören die intensivsten Szenen in einem Jugend-Drama, das trotz einiger Längen überzeugt und stark beunruhigt.
[ Roman Klink ]