Yutaka Yoshii hat zehn Jahre im Koma gelegen, nachdem er von einem Auto angefahren worden war. Mit vierundzwanzig Jahren wacht er plötzlich auf und muß feststellen, daß er so manches verpaßt hat: den Zusammenbruch der
Sowjetunion zum Beispiel und seine eigene Jugendzeit. Seine Familie wohnt inzwischen nicht mehr zusammen. Vater, Mutter und Schwester leben voneinander getrennt.
Er lernt wieder gehen und freundet sich nur widerwillig mit seiner neuen Umgebung an: der Realität Tokios, Ende der 90er Jahre. Yutaka verläßt das Krankenhaus und ein Freund seines Vaters, Fujimori, sieht sich vor die unerwartete Aufgabe gestellt, sich um den jungen Mann zu kümmern. Verwirrt und unglücklich über die verlorene Kindheit, beschließt Yutaka, mitten in einem postindustriellen Vorort Tokios den Pony-Reithof wiederzueröffnen, den die Familie in seiner Jugend betrieben hatte. So will er versuchen, das Verlorengegangene für sich zu rekonstruieren. Nach einiger Zeit finden überraschend die Familienmitglieder wieder zueinander, und es entsteht sogar die Hoffnung, daß man eines Tages erneut zusammenleben könnte....
Bei seiner Meditation über eines der Lieblingsthemen des japanischen Kinos, die Familie, verzichtet Kiyoshi Kurosawa glücklicherweise auf sentimentale und emotionale Klischees. Statt dessen entwickelt der in seiner Heimat gefeierte Autor ein langsames, bedächtiges Tempo und setzt Dialoge nur sparsam ein. Auch wenn Handlung und Stil etwas Exzentrisches haben, vermag es die Geschichte, uns mit den Familienmitgliedern in ihrer ungewöhnlichen Situation mitfühlen zu lassen. Ein starker Sinn für Ironie, unvorhersehbare Ereignisse und eine überraschende Wendung zum Phantastischen sorgen darüber hinaus für eine poetische Note.
Originaltitel: NINGEN GOKAKU
J 1998, 109 min
Verleih: Kinemathek
Genre: Drama, Erwachsenwerden
Darsteller: Hideto-shi Nishijima, Koji Yakusho, Shun Sugata
Stab:
Regie: Kiyoshi Kurosawa
Drehbuch: Kiyoshi Kurosawa
Kinostart: 07.09.00
[ Anne Riordan ]