Originaltitel: AMERICAN ULTRA
USA 2015, 96 min
FSK 16
Verleih: Concorde
Genre: Action, Komödie
Darsteller: Jesse Eisenberg, Kristen Stewart, Topher Grace, Connie Britton
Regie: Nima Nourizadeh
Kinostart: 15.10.15
Phoebe und Mike sind ein Paar, das sich auch deshalb so liebt, weil es gemeinsame Interessen pflegt. Allen voran das für richtig gutes Gras, den Joint für jede Gelegenheit. Das gedimmte Leben durchs langsame, tiefe Inhalieren. Wozu diese phlegmatische Kleinstadtbeschaulichkeit (Ignoranten würden es Ödnis nennen), in die sich die Zwei verkrochen haben, bestens paßt. Ein Refugium des Lebensglücks maximaler Ereignislosigkeit. Was Phoebe dann – neben der Liebe – auch darüber hinweghelfen mag, daß der geplante Trip zum Romantikurlaub nach Hawaii scheitert, weil Mike mal wieder eine jener Panikattacken bekommt, die er immer bekommt, sobald er die Stadt verläßt. Dabei hatte man es doch schon bis zum Flughafen geschafft.
Zu Beginn von Nima Nourizadehs AMERICAN ULTRA sieht man dieses Paar Phoebe und Mike und den ruhigen Fluß ihres Daseins. Gesellschaftliche Verlierer – nach den Maßstäben der Gesellschaft. Aus anderer Perspektive zwei Menschen, die den Zirkus von wegen Karriere und derlei Schickschnack einfach nicht mitmachen. Die eben nicht übers Stöckchen springen. Die sich selbst genügen. So was geht natürlich nicht. Das ist insgesamt subversiver, als etwa einen Typen ratzbatz und akkurat mit einem Löffel zu killen. Was Mike nämlich kann. Was ihn wiederum ziemlich überrascht. Und verstört sowieso. Denn dank Gedächtnisverlust weiß der dauerkiffende, schlaksige Zottel einfach nicht mehr, daß er eigentlich was ganz anderes ist, als ein dauerkiffender, schlaksiger Zottel. Eine perfekte Tötungsmachine des CIA nämlich, ein Agent nicht nur mit der Lizenz, sondern der Spezialbegabung zum Töten. Die Mike dann hier bald, sozusagen in aller Unschuld, ausleben kann, weil ein Idiot von Karrierist im CIA-Hauptquartier meint, den friedlichen Kerl ausknipsen zu müssen. Aber wo Mikes Gedächtnis versagt, funktionieren noch die alten Reflexe.
Und AMERICAN ULTRA bedient die ausführlich. Als BOURNE IDENTITÄT-Variation auf blutig-lustig. Das unterhält fraglos mit Witz, Action und ein wenig Romantik auch. Und doch vermißt man zunehmend den „unechten“ Mike. Den freundlichen Phlegmatiker. Ist der „echte“ Mike doch, Killerbegabung hin oder her, letztlich auch nur einer von denen, die übers Stöckchen springen. Was der Film selbstredend als positive Entwicklung verkauft. Und da muß man dann doch einfach sagen, ein Jeff Lebowksi hätte sowas niemals mit sich machen lassen.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.