Österreich 2024, 94 min
FSK 6
Verleih: Majestic
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Birgit Minichmayr, Josef Hader, Thomas Schubert, Robert Stadlober, Maria Hofstätter
Regie: Josef Hader
Kinostart: 04.04.24
Josef Haders Filmregiedebüt begann mit einer Katastrophe. In WILDE MAUS verliert ein festangestellter Wiener Musikkritiker potzblitz seinen Job. ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN, das zweite Spielwerk des österreichischen Kabarettisten und Schauspielers, beginnt mit einer totalen Katastrophe. Der b’soffene Andi wird auf einer nächtlichen Landstraße mit Todesfolge überfahren, und Haders Figur, ein vom Alkohol vorerst getrockneter Religionslehrer, wird später ebenfalls entlassen. Doch es ist ihm wurscht. Endlich ist wieder etwas los im tristen Dasein des abgewrackten Fatalisten. Und am Schluß dann, wenn er und all die anderen alle in ihre Leben zurückkehren, ist die Provinz noch immer die Provinz. Für die einen der Horror, für die anderen sehr tröstlich.
Hader(n) am Land, also. In Austria sagt man nicht „auf dem Land“, und der Hader stammt wirklich von dort. Er weiß also, was ihm erspart geblieben ist, als er mit 20 wegging. Andrea aber ist noch da. Die Polizistin tagwerkelt stoisch als unernanntes Cowgirl in einer Landschaft, die hier Niederösterreich heißt, aber von Andalusien bis Nebraska, von Prenzlau bis Kvetoslavov die gleiche Weite sucht und das gleichsam Abgegriffene dort, wo Menschen wohnen.
Andrea will jetzt nach St. Pölten. Aufsteigen? Nun, auch solch ein Begriff ist relativ am Land. Es sind wohl eher die privaten Mißlichkeiten, die sie forttreiben. Vielleicht endlich mal eine eigene Wohnung, anstatt der Verbleib im mit Madonna verposterten alten Kinderzimmer beim Papa. Daß es ausgerechnet Andreas potentieller Ex-Ehemann ist, der auf der Chaussee unter die Räder kam, macht eine gänzlich neue Rechnung auf. Die Räder stammen vom alten roten Corsa Lehrer Leitners, doch Schuld an Andis Tod trägt er nicht, da war noch eine dorfbekannte VW-Kühlerhaube davor.
Richtig in die Handlung greift Hader erst nach einer halben Stunde – als windmühliger Eintänzer, neufeucht gewordener Spiegeltrinker, als traurige Gestalt. Zusammen mit der grandios verinnerlichten Birgit Minichmayr entwickelt sich speziell über diese beiden eine demgemäß antiflott erzählte Geschichte, die sich unweigerlich mit Lakonie und schwarzem Humor auffüllt und gar nicht so gagdicht daherkommt, wie vielleicht vermutet. ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN nimmt das Wort vom Dialog sehr ernst. Hader meint, er sei kein guter Regisseur für Massenszenen. Es ist geflunkert.
[ Andreas Körner ]