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Anfang 80

Liebe im Alter – lieber woanders

Das Thema Liebe im hohen Alter ist gerade dank Michael Hanekes preisgekröntem Drama LIEBE wieder in aller Munde, da schicken sich zwei Landsleute Hanekes an, im Fahrwasser des OSCAR-Gewinners ein paar Brotkrümel Ruhm abzugreifen. Absoluter Blödsinn natürlich, mitnichten hatten die Regisseure Sabine Hiebler und Gerhard Ertl im Sinn, sich an Meister Michael Haneke messen zu lassen, als sie ihre Geschichte um die schicksalhafte Begegnung einer Frau und eines Mannes jenseits der 80 zu verfilmen gedachten. Leider sieht sich aber jeder veröffentlichte Film gewissen Vergleichen mit Werken ähnlichem Sujets ausgesetzt, was ANFANG 80 gar nicht gut bekommt, denn die Meßlatte liegt mit Dresens WOLKE 9 oder gar leichterer Ware aus Amerika à la WIE BEIM ERSTEN MAL einfach zu hoch für das Kleinbudget- und Herzens-projekt aus dem Nachbarland.

Und so darf sich ANFANG 80 außer ein paar Sympathiebekundungen für den netten Versuch nicht viel versprechen, denn für mehr ist die Geschichte einfach zu seicht, die Charaktere zu klischiert, die Inszenierung zu bieder und überhaupt alles einige Nummern zu klein fürs Kino.Zugegeben, die Handlung, kurz angerissen, weckt durchaus Interesse, was dem fertigen Film ab Minute drei schon nicht mehr gelingen mag: Rosa entläßt sich selber aus der Klinik, in der sie lange wegen ihres Brustkrebses in Behandlung war. Als sie in ihre alte Wohnung zurückkehren will, ist diese bereits neu vermietet, und Rosa sitzt auf der Straße. Dort begegnet sie Bruno, einem hilfsbereiten Mann in ihrem Alter, der ihr bei der Hotelzimmersuche unter die Arme greift. Die beiden kommen sich näher. Obwohl Bruno schon lange verheiratet ist, und Rosa nicht mehr lange zu leben hat, lassen sich beide auf das Wagnis Liebesbeziehung ein.

Vielleicht fehlt dem Rezensenten die nötige Altersmilde, aber ANFANG 80 dürfte auch fürs betagte Publikum kaum besonders identifikationsstiftend sein. Denn egal, wie relevant das Thema und wie engagiert die Schauspieler, wenn man einen Film sieht und in beinahe jeder Szene nur ahnt, was sie sein soll, aber sie einfach nicht witzig, berührend oder erschütternd ist, dann mangelt es schlicht an Qualität.

Bleibt zu hoffen, daß andere Filmschaffende mit mehr inszenatorischer Verve das wichtige Thema des würdigen Lebens im Alter weiter erzählen und es kulturell präsent halten. Der gute Wille allein genügt, wie sich hier zeigt, nicht.

Österreich 2011, 90 min
Verleih: Alpha Medienkontor

Genre: Drama, Poesie

Darsteller: Christine Ostermayer, Karl Merkatz, Erni Mangold

Stab:
Regie: Sabine Hiebler, Gerhard Ertl
Drehbuch: Sabine Hiebler, Gerhard Ertl

Kinostart: 28.03.13

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...