Originaltitel: RE DAI WANG SHI
China 2021, 96 min
FSK 16
Verleih: REM
Genre: Drama, Thriller
Darsteller: Eddie Peng, Sylvia Chang, Yanhui Wang
Regie: Wen Shipei
Kinostart: 27.01.22
Xueming überfährt einen Mann, beseitigt zunächst die Leiche, nimmt allerdings später schuldzerfressen Kontakt zur Witwe des Opfers, Frau Liang, auf …Ein wahrlich fulminantes Regiedebüt,
erzählt in wechselnd knalligen Farben und schwärzester, von grellen Lichtpunkten durchbrochener Dunkelheit, manchmal unaufgelösten Bilderrätseln, dazu chronologisch ungeordnet. Ein Handlungspuzzle mit sehr vielen Teilen für den Rand, doch reduziertem Füllmaterial, Leerstellen bleiben. Beigemengt Bösartiges, Entlarvendes, Skurriles wie die ans Urinierverbot erinnernde Bahnhofslautsprecheransage oder ein als hilfsbereite Nachbarinnen getarntes, wüst schnatterndes Überfallkommando, nur darauf aus, Frau Liang zum Weinen zu nötigen. Sie kann’s einfach nicht.
Hinreißend hinterhältig inszeniert der Erstregisseur dann einen harten Twist, das Drama weicht, der Thriller kommt, mit ihm Eiseskälte, menschliche Kollateralschäden, unschuldig verlorene Leben, sich stets enger ziehende Gnadenlosigkeit. Erneut befreien immerhin punktuell fiese Beiläufigkeiten, darunter der empfehlungsaffine Waffenhändler, dessen angepriesene Wumme sich für „Raub, Mord oder Rache“ gleichermaßen eignet.
Schließlich beenden zwei irritierend simple Sätze knapp und kühl diese abgründige Geschichte. Aber warum auch nicht, denn die letztlich nachgehende, auf den finalen Metern noch komplette Humanwelten – ruhelos zwischen Selbstwahrnehmung, Zuneigung, Verlust, Mütterlichkeit, Einander-Finden mäandernd – umreißende Frage ist ja ebenfalls ziemlich schlicht. Konkret: Kocht Frau Liang jetzt wirklich gern für sich allein?
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...