Originaltitel: THE GOOD DINOSAUR

USA 2015, 100 min
FSK 6
Verleih: Disney

Genre: Computeranimation, Kinderfilm, Abenteuer

Stab:
Regie: Peter Sohn
Stimmen: Tom Wlaschiha

Kinostart: 26.11.15

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Arlo & Spot

Dinos waren auch bloß Menschen

Die Prämisse des neuen Pixar-Abenteuers versetzt wissenschaftlich geprägte Menschen in Grauen: Vor 65 Millionen Jahren raste ein Asteroid zwar auf die Erde zu, allerdings dran vorbei, weshalb die Saurier überlebten. Uff! Ein Pärchen versorgt sich jetzt gar selbst, baut Mais an. Ächz! Und nun schlüpfen drei Junge, darunter Arlo, schmalbrüstig und als echter Hasenfuß selbst seitens der Hühner terrorisiert. Aargh! Genug gestöhnt, weiter im Text: Tragische Umstände reißen Arlo und den familiären Rest auseinander, die ängstliche Echse muß ihren Weg nach Hause finden. Unterstützend sowie beschützend zur Seite steht Spot, ein kleiner, hündisch agierender Neandertaler.

Technisch betrachtet sollte man da zunächst einige Verblüffung überwinden, weil die atemberaubend detaillierten Hintergründe scheinbar kaum zu den kindlichen, eher einfach geformten Figuren passen wollen. Ein Trugschluß, denn auf längere Sicht entstehen reizvolle, ganz eigenen Zauber atmende Kontraste, zumal mimisch Erstaunliches geschieht, Arlo häufig über seine Augen Emotionen vermittelt. Und was mag man zur Handlung schreiben?

Tja, sie reißt zweifellos bloß kleine Originalitätsbäumchen aus, punktet jedoch durch Phantasie-Tierchen-Niedlichkeitsfaktor, Witz und manchmal unerwartet berührende Szenen, u.a. das Darstellen zweier Schicksale mit Hilfe von Stöckchen. In solchen Augenblicken findet Pixar nach dem tiefgründigeren, indes ebenso relativ gefühlsreduzierten ALLES STEHT KOPF zu bekannter Stärke zurück, namentlich großem Gefühl bei Verzicht auf billigen Kitsch.

Wie unsicher ARLO & SPOT seit 2014 zwischen mehreren Startterminen herumgeschoben wurde, könnte ergo – neben kolportierten erzählerischen Problemen im dritten Akt – vielleicht auch an herrlich altmodisch vermittelten, fast klassischen Themen liegen: Zusammenhalt, Freundschaft, Reife, Loslassen. Klar mag das wie aus der heutigen hippen Zeit gefallen wirken, in seiner nostalgischen Unaufgeregtheit eher die Kleineren ansprechen. Dennoch: Es tut gut und unterhält nicht nur kurz vor Weihnachten bestens.

Zumal die überdies klar ersichtliche Moral derart bewährte Allgemeingültigkeit zeigt, daß sie schon oft immer anders formuliert den verschiedensten Federn entfloß oder aus Mündern erklang, beispielsweise dem von Prototyp-eines-Mannsbildes-Bastelvorlage John Wayne: „Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt.“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...