Österreich/D/NL 2017, 98 min
FSK 12
Verleih: Universum
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Josef Hader, Hannah Hoekstra, Rainer Bock
Regie: Miguel Alexandre
Kinostart: 08.03.18
Verfluchtes Amsterdam? Von wegen. Was dem Einkommensmillionär die Steueroase, ist dem sterbewilligen Österreicher das Land von Frau Antje. Arthur Schlesinger kommt also, um sich – legal – helfen zu lassen: beim „Letzten, was man machen kann im Leben.“ Und das, so sagt er, will er gut machen. Die Sache mit dem Mietauto, das er wohl nicht selbst zurückbringen können wird, wäre vorher zu bedenken gewesen. Alles übrige ist minutiös geplant: das Hotelzimmer für die Nacht vor Ultimo, das Filet Mignon zur Stärkung, ein ordentliches Fläschchen Rotwein zur stilsicheren Einstimmung, Papier und Stift für ein leises Servus. Doch was heißt schon leise?
Mit affenlauter Musik aus dem Nachbarzimmer poltert Claire in Arthurs feinsinniges Abschiedsritual – und macht aus dem Schwanengesangssolo eines 50jährigen ein Duett für Wiener Miesepeter mit Krebs und niederländische Rotzgöre mit bitterer Geschichte. Musiziert wird auch. Vor allem aber wird balanciert. Und zwar zwischen dunklem Humor, lichter Melancholie und jener schicksalsschweren Leichtigkeit, mit der sich zwei Lebensmüde (fast) aller Verpflichtungen zur sozialen Geländegängigkeit entledigen. Gemeinsam wurschteln sich beide durch eine Nacht in Amsterdam, mal per Fahrradrikscha, mal auf den Flügeln eines Joints, mal am (rückenunfreundlichen) Katzentisch eines angesagten Restaurants, mal mit dem Ärmel in den Feuchtigkeitsrändern auf dem Tresen einer verendenden Bar.
Als Vorlage diente das Theaterstück von Stefan Vögel, aus dem Regisseur Miguel Alexandre und sein Hauptdarsteller Josef Hader das Drehbuch destillierten. In jeder Hinsicht – vom finsteren Lacher bis hin zum diskreten Pathos – erfüllt es den Tatbestand der Tragikomödie und weckt Lebensgeister im Angesicht des Todes. Doch bei aller Wertschätzung für die Akrobatik im Ton: ARTHUR & CLAIRE ist weitgehend genrebewußte Routine, die sich nahtlos in Alexandres qualitativ gemischtes Kino- und Fernsehschaffen einfügt. Warum dieser Film trotzdem Charme hat? Er ist ein Klangbeispiel für jenen markanten Hader-Sound, den man aus seinen Kabarettprogrammen kennt: ein schrilles Klirren zwischen unprätentiös vorgetragenen Sterbevisionen und ausufernden Betrachtungen über Erdbeerjoghurt. Eine schauspielerische Herausforderung für den fröhlichen Melancholiker ist er nicht. Dafür braucht es schlagkräftigere Sparringspartner.
[ Sylvia Görke ]