D 2020, 98 min
FSK 0
Verleih: Camino

Genre: Dokumentation

Regie: Carsten Rau

Kinostart: 23.09.21

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Atomkraft Forever

Das ewige Kreuz

Wir werden sie nach menschlichen Zeitmaßstäben wohl nie mehr los: die Kernenergie. Zwar steigt Deutschland 2022 aus der atomaren Energiegewinnung aus, aber weltweit sind noch über 400 Atomreaktoren in Betrieb. Wird ein Atomkraftwerk dann stillgelegt, fängt die Arbeit erst an. Seit 1995 wird das AKW Greifswald abgerissen, und man ist noch längst nicht fertig, muß doch jegliches Material mühsam dekontaminiert und freigemessen werden. Die Suche nach einem Endlager hingegen, das für eine Million Jahre sicher sein soll, steht gerade erst am Anfang. 

Und doch hängen viele Menschen an der Kernkraft, die ihr Leben prägt. Sei es, weil ihr Ort dadurch prosperiert, wie die Pensionswirtin in Gundremmingen, sei es, weil sie von der Technik fasziniert sind, wie ein junger französischer Nuklearphysiker. Dazwischen stecken Behörden wie die Bundesgesellschaft für Endlagerung, die mühsam einen Dialog mit den Bürgern suchen. Und wie Deutschland überhaupt ganz ohne Kernenergie auskommen soll, darüber zerbrechen sich die Techniker der Netzleitwarte Brauweiler den Kopf.

ATOMKRAFT FOREVER schafft es, die Komplexität des Themas zu umreißen, ohne den Zuschauern einen Kommentar aufzudrängen. Kameramann Andrzej Król gelingt es, dieses im Grunde abstrakte Thema mit sehr bildstarken Aufnahmen zu illustrieren. Die Wirkung seiner Bilder wird von einem beunruhigenden Elektrosound verstärkt. Bei allen Fragen wird am Ende eines deutlich: Es ist einfacher, bedeutende Ingenieurleistungen zu erbringen, als deren umfassende Folgen zu handhaben. Ob es die Menschheit wohl noch geben wird, wenn die letzten atomaren Brennstäbe aufgehört haben werden zu strahlen?

[ Dörthe Gromes ]