D 2018, 90 min
Verleih: Real Fiction
Genre: Dokumentation, Biographie, Historie
Regie: Eva Gerberding, André Schäfer
Kinostart: 25.04.19
Max Emden (1874–1940) war ein ausgesprochen erfolgreicher Großkaufmann. Und wenn man dessen Namen heute auch eher nicht mehr kennt, so kennt man doch die Namen seiner Kaufhäuser. Das Berliner KaDeWe, den Oberpollinger in München, das Stockholmer Allas-Warenhaus oder das Budapester Corvin Ahuraz – allesamt einst von Emden gegründete Konsumtempel.
Doch war der Mann nicht nur der geschäftstüchtige europäische Kaufhauskönig, sondern auch ein Kulturbürger, wie es ihn heute kaum mehr gibt. Ein Hedonist, ein leidenschaftlicher Golf- und Polospieler. Und ein Kunstfreund, der sein Vermögen dann eben auch großzügig in Kunst investierte. Die Sammlung, die in Emdens Villa am Laggio Maggiore hing, war legendär – und späterhin über Deutschland und Europa verteilt. War doch Emden vor allem auch noch eins: Jude. Und was das für einen solchen in dieser Zeit hieß, kann man ahnen.
Oder jetzt auch hören und sehen in André Schäfers und Eva Gerberdings AUCH LEBEN IST EINE KUNST – DER FALL MAX EMDEN. Eine Doku, die eine weitere Strophe ins schier unendliche Lied des Unrechts fügt, das in den Jahren des Nationalsozialismus und darüber hinaus geschah: Knapp 80 Jahre nach dem Tod Emdens geht dessen Enkel jetzt mit dem Filmteam der Frage nach, was vor allem auch nach dem Krieg mit der Kunstsammlung und Großteilen des Immobilienbesitzes der Familie passierte. Es ist nichts, was auch der Gegenwarts-Bundesrepublik zur Ehre gereicht.
Indes: Nur eine weitere Strophe nun ist auch diese Doku. Und zwar in formaler Hinsicht. Als erneut kreuzbrave Standard-Aufbereitung, die standardhaft zwischen viele sprechende Interviewköpfe historische Schwarzweißaufnahmen montiert und das Ganze mit Standard-Nachdenklichkeits-Piano-und-Streicher-Akkorden untermalt. Womit auch diese Doku bezüglich ihres Themas nur wie eine weitere pflichtschuldig aufbereitete Pflichtschuldigkeit unter öffentlich-rechtlicher TV-Ägide anmutet. Und will man den Filmemachern ihren ideellen Anspruch auch gar nicht absprechen, so bleibt doch die Frage, ob tatsächlich niemand merkt, daß diese lapidar formale Austauschbarkeit auch den Lebensläufen, den „Fällen“, die sie thematisieren, eine Austauschbarkeit verleiht, die die ja nun weiß Gott weder haben noch verdienen.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.