D 2022, 104 min
FSK 12
Verleih: X Verleih
Genre: Science Fiction
Darsteller: Mala Emde, Jonas Dassler, Dimitrij Schaad, Maryam Zaree, Edgar Selge
Regie: Alex Schaad
Kinostart: 02.02.23
Aufgepaßt und hui! Das böse deutsche G-Wort drängelt sich vor. Genre im Arthauskino und dann ein selbsternannter Science-Fiction-Liebesfilm! Warum eigentlich nicht? Es mag in Alex Schaads Langdebüt AUS MEINER HAUT an der einen oder anderen Stelle ordentlich rumpeln, manche Ideen mögen knapp nach dem Anspiel schon verpuffen, und auch in Sachen Timing und Spannungskurve ist viel gymnastische Luft nach oben, aber allein fürs Wagnis und weil Genre in diesen Breiten wirklich mit dem bösen G beginnt, verdient das Projekt Respekt. Streitbarkeit ist noch immer wertiger als Beliebigkeit.
„Ihr könnt jederzeit wieder tauschen. Ihr geht zu Roman, der sammelt den Rest von Euch ein und dann wird zurückgetauscht.“ Es ist Stella, die versucht, den beiden verliebten Neuankömmlingen auf der Insel etwas Furcht zu nehmen vor dem Trip, auf den sie sich 14 Tage lang einlassen wollen. Stella war eine Jugendfreundin Leylas. Sie und Tristan machen einen fragilen, aber einander zugewandten Eindruck und lange wird auch gar nicht gefackelt, dann ist klar, daß es in Stellas Sippe – Sekte wäre wohl zu hoch gegriffen – um Körpertausch geht. Die optisch weitaus ältere und jetzt männliche Stella war auch mal wer anders und dann immer wieder.
Nach Waschung im Tauchbecken, das von der Billigsauna nebenan stammen könnte, geht es über den Bach hinein in ein opulentes längliches Holz-Tuch-Gebilde, und heraus kommt man verwandelt. Schrifttafeln geben Orientierung, wer gerade in wem wohnt. Am Ende wird Leyla, die mit angeschlagenem Gemüt in dieser Prozedur so etwas wie ihr Heil sucht, gleich vierfach erscheinen und sich dabei gefunden haben.
Bis dahin entwickelt AUS MEINER HAUT ein in der psychologischen Theorie interessantes Spinnmodell zu Persönlichkeitsfragen. Schade ist, daß er dabei zu viel auf Worte setzt und das Spiel vernachlässigt, daß nur Mala Emde als Leyla wirklich festen Zugriff auf die Handlung bekommt, während die ihr und ihrem Freund zugelosten Mo und Fabienne einfach nur da sind, ohne essentiell einzugreifen. Gewöhnungsbedürftig ist auch, daß Dimitrij Schaad diesen Mo gibt und im Hinterkopf noch immer mit dem Känguruh ringt, wofür er nichts kann. Nur, die anderen im kommunenähnlichen Insel-Miteinander finden gar nicht erst statt. Das wird zur immensen erzählerischen Lücke, wobei die spirituelle Ebene des Films für Esoterikschrauber sicher reizvoll ist.
[ Andreas Körner ]