Originaltitel: AUSTRALIA
Australien/USA 2008, 166 min
FSK 12
Verleih: Fox
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Nicole Kidman, Hugh Jackman, David Wenham, Jack Thompson, Bryan Brown
Regie: Baz Luhrmann
Kinostart: 25.12.08
Wer die große Leinwand zu oft an popelige Filme verschwendet meint, wird sich schon auf Baz Luhrmanns große Liebeserklärung an den Heimatkontinent gefreut haben, kündigte der australische Bombast-Fetischist doch ein Epos in der Tradition von VOM WINDE VERWEHT an.
Die Grundzutaten sind vielversprechend: ordentlich Starpower, eine pompöse Ausstattung und die prachtvollen Kulissen des Känguruhlands, alles ganz im Stile des alten Hollywood. Aber so sehr der klassische Chic dem Kinosaal auch heute noch steht, es geht darin gerade in der zweiten Hälfte von AUSTRALIA etwas verloren, was die Vorgängerfilme Luhrmanns mit berauschender Leichtigkeit in sich trugen: das selbstironische Augenzwinkern.
Kidman spielt die englische Adlige Sarah Ashley, die ihrem Ehemann in den australischen Norden zu dessen riesiger Rinderfarm nachreist. Sarah muß bei ihrer Ankunft nicht nur den Tod ihres Gatten feststellen, sondern auch, daß die Farm im Wettbewerb mit dem Rinderbaron Neil Fletcher fast zu Grunde gerichtet ist. Sie beschließt, die übrigen Tiere zum Großverkauf in die Stadt Darwin zu treiben und damit Fletcher ein Schnippchen zu schlagen. Helfen dabei soll ihr der verwilderte Cowboy Drover. Während der langen Reise durch das Outback kommt sich das ungleiche Paar näher. Das knospende Liebesglück wird sogleich bedroht, als der 2. Weltkrieg Darwin erreicht, und die Japaner die Stadt bombardieren.
Baz Luhrmann traut sich was. Nicht nur beim Budget geht dieses Mammutprojekt in die Vollen, nein, auch beim Kitsch macht der Baz wie immer keine Gefangenen. Da wird im strömenden Regen unter Orchestergewitter in Zeitlupe geküßt und knisternd am Lagefeuer unter Sternenhimmel Foxtrott getanzt. So wohltuend unverblümt dieses Bekenntnis zum großen Emotionskino auch lange ist, zuviel des Guten läßt auch Sahnetorte irgendwann nach Seife schmecken. Der Überdruß stellt sich spätestens im letzten Drittel ein, wenn die Hindernisse der Liebenden zunehmend zu Hürden für die Geduld des Zuschauers werden.
Die Ausdauer wird dann mit einem historisch beschönigenden Ende leider auch nicht ausreichend belohnt. In seinen besten Momenten ist AUSTRALIA großes Abenteuerkino in Verneigung vor den Epen der goldenen Hollywoodzeit. Abseits davon droht der Treibsand der Banalität.
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...