Er ist nervös. Er schwitzt. Er fällt um. Rico, ein an sich routinierter Bulle, kippt im Obduktionssaal aus den Schuhen. Was nicht nur an der Schnippelei am Toten, ein einst angesehener, nun ermordeter Medizinprofessor mit Sperma im Magen, liegt, sondern auch am Pathologen Dr. Emanuel Rivière. Der sieht gut aus, der hat diesen speziellen Blick, dem Rico bald in einer Schwulenbar standhalten muß. Emanuel packt Ricos komplettes Leben auf den Prüfstein ...
Vielleicht hat Jérôme Anger letztendlich doch zu viel gewollt. Seine Geschichte um ein spätes Coming Out, um Leidenschaft und Ehekrise, um Verstrickungen und Mord ist spannend erzählt, wirkt aber auch überfrachtet. Schon weil Verbindungsstücke fehlen, durch – was der TV-Produktion geschuldet sein mag – zu viele Verkürzungen und Aussparungen. Oft fehlt dem Film auch psychologisches Lot, was Anger durch etwas trashige Rückblenden und Alptraumsequenzen wettzumachen versucht. Da wirkt zudem das Ende recht unpassend – ein Kniefall vor dem Effekt. Erstaunlich aber: Trotz aller Konstruiertheit bleibt man irgendwie dran – was vor allem am spannungsgeladenen Spiel des Charakterkopfs Stéphane Freiss liegen mag.
Originaltitel: AUTOPSY
F 2007, 88 min
Verleih: Salzgeber
Genre: Schwul-Lesbisch, Thriller, Drama
Darsteller: Stéphane Freiss, Thierry Neuvic
Regie: Jérôme Anger
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.