Originaltitel: AWAY WE GO
USA 2009, 98 min
FSK 12
Verleih: Tobis
Genre: Liebe, Komödie, Roadmovie
Darsteller: Maya Rudolph, John Krasinski, Jeff Daniels, Maggie Gyllenhaal
Regie: Sam Mendes
Kinostart: 15.10.09
Eben noch war die Welt ein Spielplatz, auf dem man kreativ sein durfte und auch noch Geld dafür bekam – gerade genug für zwei Thirtysomethings, die bisher wenig mehr als Luft und Liebe brauchten. Doch dann stellt Burt mit dem Kopf zwischen Veronas Beinen fest, daß sie irgendwie „fruchtig schmeckt.“ Tatsächlich wölbt sich bald ein Babybauch, der die werdenden Eltern, ja den Film überhaupt in Bewegung bringt. Es folgt nämlich eine Bestandsaufnahme: die Behausung ein Provisorium, die zukünftigen Großeltern auf Selbstverwirklichungstrip, die eigenen Zukunftspläne vage. Und so gilt es, irgendwo anders ein kind- wie elterngerechtes Lebensmodell zu finden. Burt, Verona und der Bauch sind dann mal weg: in Phoenix, Tucson, Montreal ...
Sam Mendes gibt mit dieser Geschichte um Kindsköpfe, die Kinder kriegen, seinen Einstand ins Komödiantische. Weil die Hauptfiguren dabei sehr unterwegs sind, ist es zwangsläufig auch ein Roadmovie geworden, wenn auch kein Stop-Schild überfahren wird. Sicher, wir haben ein Baby an Bord. Aber noch mehr scheint das „kalkulierte Risiko“ das Wesen der Generation Knapp-Ü-30 zu treffen. Ihr zeichnet Mendes ein freundliches, aber wenig schmeichelhaftes Porträt: Wer sich zwischen Fisch und Fleisch nicht entscheiden kann, wird Vegetarier. Wer für Flanell zu ausgeflippt ist, trägt Kord. Um mit Rainald Grebe zu sprechen: Ach Klaus, Rock’n’Roll sieht anders aus.
Man mag sich vom kalkulierten, kumpelhaften Independent-Charme und visuellen Understatement dieser Komödie auf Achse, die so tut, als wäre sie dieser Bekannte eines Freundes deines besten Freundes, auf den Schlips getreten fühlen (wenn man einen trägt). Aber: Selten hat eine Leinwandfigur so selbstvergessen wie Verona einen Apfel gegessen, und selten wird dessen Herkunft und Aufzucht so gründlich erforscht worden sein – schließlich handelt es sich um den ersten „unter Einhaltung der Richtlinien der Umweltinitiative Going Green“ entstandenen Film.
Wie ökologisch korrekt ist aber die Komik? Nun, sie ist nachhaltig. Vor allem dann, wenn sich Mendes’ pränatale Diagnostik Nordamerikas Kinderstuben zuwendet und von New-Age-Hysterie („Unser Haus ist ein Kontinuum.“) bis „Familie Niedlich“ alles findet, was einem die Elternschaft gründlich vermiesen kann.
[ Sylvia Görke ]