Originaltitel: BABIES

F 2009, 79 min
FSK 0
Verleih: Kinowelt

Genre: Dokumentation

Stab:
Regie: Thomas Balmes
Musik: Bruno Coulais

Kinostart: 19.08.10

3 Bewertungen

Babys

Belangloses für die „Leonie an Bord“-Fraktion

Das hat irgendwie gerade noch gefehlt – auf dem Wege zur endgültigen Vorherrschaft der Rucksackmütter. Ein Film, der es sich zur bildungspolitisch wertvollen Aufgabe macht, vier Kleinstkinder von Geburt an bis zu den ersten Schritten zu begleiten. Damit es aber auch politisch korrekt zugeht, entlädt sich der Clou des Films in seiner einzigen Waghalsigkeit: die vier Zwerge stammen aus Namibia, Japan, den USA und der Mongolei, wegen der vielen Drehorte war der Schnullerfilm daher nicht für drei Groschen zu machen.

Vier Kinder, vier Länder – eine Geschichte über Kontraste quasi, was schon in den ersten Bildern ausreichend skizziert wird: Wüste, Steppe, Hochhäuser und die Golden Gate. Ergänzt wird mit stetig wiederkehrenden Blicken in die verschiedenen Lebensumstände, was durchaus auch zur Verklärung gereicht: Sicherlich hat eine für die sagenumwobene Mutter-Kind-Bindung zuträgliche Entbindung unter freiem Himmel durchaus Vorteile gegenüber der nahezu aseptischen und von einer gut verdienenden Geburtshelferindustrie umzingelten Niederkunft in der modernen Gesellschaft. Wenn sie denn glückt ... denn die im Vergleich zu den Industrienationen erschreckend hohe Kindersterblichkeit in Afrika wird im sehnsuchtsvollen Bestaunen all der Natürlichkeit vor untergehender Wüstensonne weitgehend ausgeblendet.

Die Babys im Film nun, sie gähnen bezeichnend oft, und ganz ehrlich: Man möchte es ihnen gleichtun, denn bereits nach 20 Minuten ist die allenfalls nette Filmidee verbraten, es wird auf der Stelle gestrampelt. Und weil das Aufzeigen von kulturellen, mentalen und landschaftlichen Unterschieden auch für die Macher ermüdend gewesen sein muß, hat man sich dazu entschieden, einige schnappschußartige Kuriositäten einzuschneiden. Ein Hahn auf dem Bett, ein putzig agierender Hund, ein freimütig in die Luft urinierender Säugling. Mit Verlaub – wer will das sehen?

Sicherlich, es ist irgendwie der Film zur Lage, wo wegen zunehmender Inhaltslosigkeit im Bürgerleben doch mittlerweile ein regelrechter Kult ums Kinderkriegen entfacht ist, weshalb man sich wegen fehlender Ziele in einer dem Wettbewerb verschriebenen Gesellschaft dann immerhin auf den Schwangerschaftkontest versteifen kann. So ist BABYS zwangsweise wahrscheinlich der richtige Film für all jene Frauen, die auf Schwimmbeckenentbindung, Körnernahrung und Strickmode schwören und für all jene Männer, die im Büro gern laut sind, dafür zu Hause schnell mal weinen.

Weniger polemisch: BABYS ist genau der Film, den eben so keiner braucht. Denn – schön fotografiert ist das ja immerhin – dafür gibt es doch Bildbände. Wie es heutzutage für alles Bildbände gibt: Balkonblumen, Savannentiere, Meeressäuger und eben auch Kleinkinder. Alles sehr putzig, alles sehr nett – aber letztendlich auch regelrecht belanglos und nach dem nächsten Bäuerchen sicherlich vergessen ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.