Originaltitel: A DOG’S PURPOSE

USA 2016, 120 min
FSK 0
Verleih: Constantin

Genre: Tragikomödie, Liebe

Darsteller: Britt Robertson, Dennis Quaid, John Ortiz

Stab:
Regie: Lasse Hallström
Stimmen: Florian David Fitz

Kinostart: 23.02.17

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Bailey – Ein Freund fürs Leben

Oder auch für zwei, drei, vier …

Als der zum Wegschmelzen süße, streunende Welpe vom Hundefänger festgesetzt und schließlich getötet wird, sieht er das per Off-Kommentar eher nüchtern: „No More Fun.“ Aber keine Angst, geschätzte geschockte Leserschaft, unser kleines Fellknäuel kommt zurück! Reinkarniert, andere Rasse, todtraurige Augen, zum Liebhaben geboren. Was der halbwüchsige Ethan genauso sieht, das leidende Bündel vor dem Verdursten rettet, es Bailey tauft und den Eltern die Erlaubnis zur Aufzucht abtrotzt.

Daß daraus eine ganz besondere Freundschaft wächst, zwangsläufig entstehen muß, hat nicht wirklich großes Überraschungspotential, bietet allerdings jede Menge Steilvorlagen für an Niedlichkeit schwer zu toppende Mißgeschicke, Zuneigungsbeweise, Situationen – egal, ob Bailey nun gerade die wenig begeisterte Hauskatze zum Zeitvertreib nutzt, sein Herrchen gegen gutmütigen Spott verteidigt oder was ausfrißt, wobei das Hauptaugenmerk tatsächlich auf „frißt“ liegt. Dazu Nostalgiebalsam in Form von Songs der 60er, fertig ist vermeintlich das überlange Lustige-Welpen-zum-Totlachen-YouTube-Video. Ha, weit gefehlt! Denn Bailey stirbt erneut und läßt nicht bloß Ethan, sondern auch den Zuschauer im Status mittelheftiger Zerstörung zurück. Ein Zustand, an den es sich besser schnellstens zu gewöhnen gilt, schließlich wartet der Tod permanent auf den armen Vierbeiner, welcher irgendwann den Sinn seines ständig neuen Lebens hinterfragt, nach Gedanken an Futter und Streicheleinheiten selbstredend, Prioritäten müssen sein.

Wie wir erfahren, besteht Baileys Bestimmung darin, einsame Leute zu unterstützen, dafür sogar zwischendrin das Geschlecht zu wechseln und geduldig unter anderem optische Opfer zu bringen: „Now I’m Tiny – And All Ears.“ Schluß mit lustig ist da natürlich nicht gleich, der herzblutig verwobene widerborstigere Gefühlsfaden konterkariert die allgegenwärtige Knuffigkeit indes vortrefflich. Recht zurückhaltend inszeniert und dafür umso nachhaltiger im emotionalen Effekt, fungiert Bailey fortan als Ersatz verlorener Partner, Heiler bei Liebeskummer oder pelziger Cupido. Zyniker mögen da Vermenschlichung des Tieres wittern, und tatsächlich entbehrten derartige Einwürfe ihrer Grundlage kaum, doch sie gelten trotzdem nicht. Weil sich gerade an den sozialen Qualitäten vieler Hunde mancher humane Klotz eine dicke Scheibe abschneiden könnte.

So verrichtet Bailey unverzagt, höchst unterhaltsam und stark anrührend seine Dienste. Mal tobt er durch eine glückliche Episode, findet zu Bee-Gees-Klängen die für ihn bestimmte Hündin (vergleichsweise riesig, die Angebetete, aber wer will hier kleinlich sein …). Kurz darauf vegetiert unser haariger Held dann furchtbar dahin. Und hat ungeachtet aller schon zur Zufriedenheit erfüllten Aufgaben, sämtlicher durch Anwesenheit bereicherter Herrchen oder Frauchen noch eine Rechnung offen, die finale Herausforderung sozusagen. Wieder zugegeben, die hiesige Welt kommt dabei fast ohne differenzierende Grautöne aus, ein alkoholkranker und zur Gewalt neigender Vater – „Schwarz“ – wird beispielsweise unter Aufbieten vereinter Kräfte vom Sohn – „Weiß“ – einfach vertrieben. Dazu passend dienen vereinzelt sehr an die Schreibereien eines Nicholas Sparks angelehnte Handlungsdrehungen offenbar lediglich dazu, sie später aufzugreifen und -lösen. Nur: Dies stützt einen geradewegs überwältigenden Glauben ans Gute und Schöne, dem solche Schnitzer zu verzeihen leicht fällt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...