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Balconettes

Wohin soll’s gehen?

Marseille, Sommer, drei Freundinnen genießen die Sicht auf den attraktiven Nachbarn, jener lädt zum Umtrunk und interpretiert, während das Blut testosteronumnachtet gen Gemächt schießt, weibliche sexuelle Selbstbestimmung zur Freiwildabschußaufforderung um. Nach Notwehr endet er deshalb, manchem anderen Schwein gleich, aufgespießt; das Damentrio steht nun vorm innerkomödiantisch häufiger verhandelten Problem schräger Leichenentsorgung.

Man greife zu viel frühem, noch hemmungslos theatralischem Almodóvar, füge etwas von Tarantinos ausufernder Dialogfreude hinzu und garniere mit zwei Prisen Hitchcock-Reminiszenz – so das Rezept, aus dem beginnend ein schmackhaft scharfes One-Pot-Gemenge köchelt. Männer tauchen darin fast nur als totes Fleisch, übergriffige Widerlinge oder luschige Laberlappen auf, Letzteres eine realitätsnahe Beobachtung, ebenso wie aufhorchgeeignete Nebensätze: „Man verliebt sich gern in die Freigeister. Und sperrt sie dann ein.“

Irgendwann verzettelt sich das Ganze, der feministische Grundton gefällt sich doch zu sehr dabei, mahnend im auf dem Fundament toxischer Maskulinität gezimmerten Resonanzraum zu verharren und zunehmend repetitiv dem eigenen Widerhall zu lauschen. Die anfängliche Farce verliert wegen solcher Endlosschleife ihre dunkelhumorige Grelle, dem zu didaktischen Drama fehlt wiederum emotionale Tiefe, beides läuft parallel statt auf zusammengeführten Pfaden. Und schließlich tröpfelt, durch einige ermunternd böse Szenen – Nicole bringt das abgeschnittene Genital zurück, der Haushund klaut einen Finger – temporär daran gehindert, der Unterhaltungswert langsam und stetig aus.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...