Der Film beginnt am dramaturgisch falschen Anfang. Zumindest, wenn man nicht die Geschichte dieses Clubs kennt, dieses legendären Ortes in Berlin, einer kleinen Oase des erlaubten Wahnwitzes. Dann betrachtet man das schräge Bilderwerk, diese Collage von Britta Mischer und Nana Yuriko aus Animation und Alltagslyrik, von knallbunt bis laut, einfach nur amüsiert. Denkt an Hippiestyle, Punk, Happening mit einem Hauch Mallorca-Feeling, wenn man das Volk beim Abfeiern sieht, auf dieser ehemaligen Brache am Spreeufer. Es ist der Ort des endlosen Festes, einer Welt, in der man sich verlieren kann, ohne den Anschluß zur Welt aufzugeben.
Die Macher der Bar 25 haben ihren Traum in eine „Busineß-Hippie-Gewerkschaft“ verwandelt. Mit Party, Zirkus, endlosem Tanzen bis übermorgen verdienen sie das Geld, um ihre abgefahrenen Sets zu bauen, in denen sie das freie Sein praktizieren und mit der Welt teilen. Und leben dort selbst – inmitten ihrer Partyjünger. Erst mit der Krise kommt die Dramatik ins Spiel, die dem zweckfreien, bloßen Feiern einen doppelten Boden verleiht. Denn das Gelände soll verkauft werden, Investoren wollen Bürokomplexe in attraktiver Lage. „Umstrukturieren“ nennt es die Stadt, und die Aufkündigung des Zwischenmietvertrages droht.
Die Anhänger der Bar werden politisch aktiv, gehen auf die Straße und vor Gericht. Tragen ihren Protest in die Öffentlichkeit und mobilisieren. Die Gentrifizierungsdebatte bekommt Gesichter, und Steffi, Lotta, Danny und Juval gewinnen an Kraft und Präsenz, auch als Protagonisten in diesem Film. Das Recht auf Ekstase bekommt eine neue Dimension. Erst der drohende Verlust der Freiheit, rückt sie ins Bewußtsein. Die Bar-Macher hatten sich – auch in ihrer Auseinandersetzung untereinander – stets der Kritik zu stellen, daß sie immer kommerzieller werden. Aber genau diese Anpassung an die Medien und Finanzierungsmöglichkeiten der Jetzt-Zeit, kombiniert mit Passion und Liebe zu ihrem Tun, machte den Erfolg der Bar 25 aus.
Auch die Filmemacherinnen sind Teil des großen Netzwerkes der Bar und finanzierten ihr Projekt über Crowdfunding. Das merkt man dem Film an. Er entstand beim Feiern, beim Dabeisein, beim sich Verlieren in einer Parallelwelt und ist deshalb seiner Berechtigung nach ein Rohdiamant – ungeschliffen, echt und wertvoll. Am 14. September 2010 ging die Ära der Bar 25 mit einer 5tägigen Party zu Ende. Die Musik wurde abgestellt. Das Leben wird trotzdem gefeiert, an anderen Orten.
D 2012, 95 min
FSK 0
Verleih: Movienet
Genre: Dokumentation
Regie: Britta Mischer, Nana Yuriko
Kinostart: 12.07.12
[ Susanne Schulz ]