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Baran

Schüchterne Liebesgeschichte aus dem Iran

Der junge Lateef ist mit den Küchenarbeiten auf einer Baustelle im Iran betraut. Er kocht den Männern Tee und versorgt sie mit Essen. Als sich einer der illegalen afghanischen Arbeiter bei einem Sturz schwer verletzt, soll dessen Sohn Rahmat an seine Stelle treten. Doch dieser ist der schweren Arbeit nicht gewachsen. Der Aufseher Memar entscheidet deshalb, daß Lateef die Aufgaben mit dem Jungen tauschen soll. Lateef ist erbost darüber, daß er fortan Zementsäcke schleppen muß und sabotiert die Arbeit des Jungen so bald sich ihm Gelegenheit dazu bietet. Dieser erträgt die Gemeinheiten schweigend und versieht seine Arbeit zur Zufriedenheit der Anderen, die das Essen als besonders köstlich und den servierten Tee als ein Labsal loben ...

Zu diesem Zeitpunkt weiß der Zuschauer schon mehr als Lateef und die anderen Männer auf der Baustelle: Rahmats wahre Identität ist die des Mädchens Baran. Natürlich ist es Lateef, dem sich das Geheimnis eines Tages enthüllt. Seine Erschütterung über diese Entdeckung schlägt in Erstaunen und seine Beobachtungen des Mädchens in eine zarte Liebe um.

Daß Regisseur Majid Majidi (DIE FARBEN DES PARADIESES) die Probleme afghanischer Flüchtlinge thematisiert, ist nicht überraschend. Sein Blickwinkel aber und seine Erzählweise sind auch in BARAN wieder neu. Diesmal steht der junge Lateef im Mittelpunkt, ein Jüngling an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Nicht durch die harte Arbeit auf einer Baustelle, sondern durch die Wahrnehmung einer anderen Existenz als seiner eigenen, wird dieser Schritt vollzogen. Die Begegnung mit dem Mädchen Baran öffnet ihm die Augen für seine Umwelt, der er sich dann nicht länger verschließen kann.

Majidi nutzt märchenhafte Elemente, um die Veränderungen in Lateefs Leben zu markieren. So zum Beispiel wird der Wind zum Boten. Er bewegt den Vorhang, hinter welchem sich Baran singend die langen Haare kämmt und enthüllt somit das Geheimnis des Mädchens. Auch das Aufeinandertreffen Lateefs mit einem weisen Eremiten ist dieser Erzählweise verpflichtet, welche mit der Realität wenig harmonisieren mag. Gerade diese Spannung aber verhilft dem Thema Majidis auch hier zu neuem Ausdruck.

Originaltitel: BARAN

Iran 2001, 95 min
Verleih: Alamode

Genre: Drama, Liebe

Regie: Majid Majidi, D: Zahra Bahrami, Hossein Abendini, Mohammad Amir Naji

Kinostart: 20.03.03

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.