Originaltitel: BAYALA

D/Luxemburg 2019, 85 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Computeranimation, Märchen, Kinderfilm

Stab:
Regie: Aina Järvine, Federico Milella
Stimmen: Josefine Preuß, Ross Anthony

Kinostart: 24.10.19

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Bayala

Knallbuntes Elfenland

Am Anfang wird alles in Gut und Böse eingeteilt: Die Sonnenelfin Sura lebt unfreiwillig im Reich der Schattenelfen, getrennt von Zwillingsschwester Sera. Doch nach einer unspektakulären Rettungsaktion gelingt die Flucht, und sie fliegt zurück zu den Sonnenelfen, bei denen leider nichts mehr so ist, wie es mal war. Die Magie schwindet, die Blumen verwelken, eine böse Kraft scheint das bunte Traumland zu belagern.

Dabei ist das Setting für das Elfendrama, trotz drohenden Unheils, ein echter Hingucker, besser gesagt mehr als farbenfroh. Lila Bäume, türkisfarbene Drachenbabies und quietschpinke Sofas aus Blütenblättern. Eigentlich müßte man das Auge langsam an diese Überforderung gewöhnen, doch dafür bleibt keine Zeit, das Tempo ist hoch. Die böse Schattenkönigin Ophelia will mit aller Kraft die Macht über Bayala, das märchenhafte Wunderland, gewinnen. Sie hat Zauberkräfte und flackernde Augen und erinnert an die böse Königin alias Brigitte Nielsen in der 90er-Jahre-Serie „Prinzessin Fantaghirò.“

Es ist immer wieder beeindruckend, welche fantastische Welt, welche unglaublichen Wesen da am Computerbildschirm erschaffen werden können. Schade nur, daß die Figuren sehr stark der modernen Unterhaltungsindustrie unterworfen sind. Eher modelmäßig sind die Elfen mit ihren tellergroßen Augen und ihren superschmalen Hüften. Sie erinnern an Barbiepuppen mit bunten Flügeln und hellen Stimmen. Aber immerhin kämpfen sie für die gute Sache. Gemeinsam mit Marween, der kleinen Elfin, die als einzige die Drachensprache spricht, verteidigen Surah, die Sonnenelfin mit den Schattenflügeln, und ihre Schwester Sera die Ehre des bunten, schönen, fröhlichen Königreiches Bayala. Daneben gibt es fliegende Drachen, Eiselfen und andere fabelhafte Wesen, die durch Charme und Witz brillieren. Dennoch bleibt die Handlung vorhersehbar und das Familienbild eher konservativ: Das Drachenbaby kann sich nur durch die Anwesenheit beider Eltern wirklich entfalten.

Besonders ist, daß fast ausschließlich Frauen an den Hebeln sitzen, die Männer sind in diesem Reglement eher Anhängsel. Viel Weiblichkeit im Film, der auf den gleichnamigen Figuren des Spielzeugherstellers Schleich basiert. Schleichwerbung ist es aber nur für diejenigen, die sich auch mit dieser Art von Kinderspielzeug auskennen. Das Ende ist dann leider brachial und unversöhnlich. Diskurs ist unmöglich. Nur der gewaltsame Niedergang des Bösen kann zu Frieden führen. In Zeiten wie diesen eine recht beunruhigende Nachricht.

[ Claudia Euen ]