Originaltitel: BEACH RATS
USA 2017, 95 min
FSK 16
Verleih: Salzgeber
Genre: Drama, Erwachsenwerden, Schwul-Lesbisch
Darsteller: Harris Dickinson, Madeline Weinstein
Regie: Eliza Hittman
Kinostart: 25.01.18
Natürlich haben Filme über ein schwieriges Outing immer eine Daseinsberechtigung, gerade wenn sich die Zeiten wieder drehen, wenn Homophobie zunimmt, rassistisch-chauvinistisch agierende Präsidenten gewählt werden, wenn die Toleranz spürbar bedroht ist. Und doch sollten Filme über ein bisher wahrlich nicht zu knapp behandeltes Thema im Queer Cinema bitteschön anders erzählt sein, eben nicht tausendfach Gesehenes in ermüdender Redundanz erneut durchkauen, und da hätte BEACH RATS seine Chance gehabt.
Eliza Hittman wagt sich aber doch nicht auf neues Terrain, so steht mal wieder ein Teenager im Zentrum ihres Films, der mit sich und seinen sexuellen Neigungen schwer am Ringen ist, diese bei seinen leicht prolligen Kumpels versteckt, sich gar mit einem Mädchen trifft, aber immer wieder auf Chatportalen präsent ist, um schnellen Sex in dunklen Wäldchen, an matschigen Flußufern oder auf unbequemen Autositzen zu haben. Kommt bekannt vor? Eben! Nun, dieser Frankie ist ein hübscher Kerl, hat schöne traurige blaue Augen, volle Lippen und einen trainierten Körper. Er hat gewiß manches Päckchen zu schleppen, gerade nach dem qualvollen Krebstod seines Vaters, und doch kriegt man seine Verspannungen nicht so recht geordnet. Wo genau liegt denn nun sein Problem? Auf die „Freunde“ könnte er wirklich verzichten, die sind doch nur am Start, wenn Frankie Drogen beschaffen kann. Er lebt in New York, da sollten sich doch Gelegenheiten finden lassen, um seine Sehnsüchte auszuleben oder gar auf die große Liebe zu treffen, und seine Mutter macht alles andere als einen verkappten Eindruck.
Man will Antworten auf die Verkrampfungen des jungen Kerls finden, doch Hittman hält sie nicht parat, sie liefert einen Bildermix, der unentschieden zwischen den lichtstarken, angeschwulten Motiven eines Norbert Bisky und dem rauhen Duktus des frühen Gus Van Sant mäandert, entfaltet sich dabei kaum als Auteur, vertraut vielmehr auf gesetzte Rituale der Jugendkultur, all diese „Yeahs“, wenn sich Tanktop-Boys abklatschend begrüßen, all das nervig-narzißtische Selfie-Gepose, das Aufperlen wahlloser Bekanntschaften, die ein so hübscher Kerl nicht nötig haben sollte.
Und die Wandlung, die aus Frankie schließlich einen feigen, sich hinterfotzig verhaltenen Typen werden läßt, kommt aus demselben heiteren Himmel, dessen Feuerwerke am Ende wohl eine Besinnung darstellen sollen.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.