Originaltitel: IF BEALE STREET COULD TALK
USA 2018, 119 min
FSK 12
Verleih: DCM
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Kiki Layne, Stephan James, Dave Franco
Regie: Barry Jenkins
Kinostart: 07.03.19
„Jeder in Amerika geborene Schwarze ist in der Beale Street, ist im Schwarzenviertel irgendeiner amerikanischen Stadt geboren. Die Beale Street ist unser Vermächtnis.“ Mit diesen Worten, die ebenfalls den gleichnamigen Roman von James Baldwin einleiten, läßt Barry Jenkins die Geschichte von Tish Rivers und Fonny Hunt beginnen. Und setzt mit stimmungsvoller Musik und atmosphärischen Bildern, die das bildschöne Paar – wunderbar: Kiki Layne und Stephan James – in ein warmes, gesättigtes Licht setzen, den Ton für eine der größten Liebesgeschichten in diesem noch jungen Kinojahr. Diese Größe, die nie in Kitsch, dafür jedoch in wohltemperiertem Pathos gründet, liegt in der Reinheit und Unangreifbarkeit einer Liebe, die die einen beneiden, wie Fonnys Freunde, für andere gar ein Schlag ins Gesicht bedeutet, wie für Fonnys frömmelnde Mutter.
Jenkins erzählt in Rückblenden, wie sich Fonny und Tish schon als Kinder nie trennen können, als Heranwachsende ohne den anderen nicht sein wollen und sich schließlich ganz folgerichtig vereinigen, weil sie sich ohnehin als eine Seele und einen Körper begreifen. Doch ihr Glück, welches in einem ganz alltäglichen Familienleben hätte münden können, denn Tish erwartet ein Kind, wird verhindert von der Tatsache, daß sie mit schwarzer Haut geboren worden sind. Es ist fast unmöglich für das junge Paar, eine Wohnung zu finden, und schließlich führt ein Akt reiner Willkür dazu, daß Fonny im Gefängnis landet. Ihm wird vorgeworfen, eine Frau vergewaltigt zu haben.
Die Aussage Tishs und eines Freundes, mit denen er zur Tatzeit zusammen war, zählen nichts in einer Gesellschaft, die von Rassismus geprägt wird. Fonny hat einfach keine Chance. Und obwohl Tish um ihn kämpft, wissen beide, daß sie an einem korrupten übermächtigen System scheitern werden. Fonnys Mutter stützt sich lieber auf ihre fanatische Religiosität, auch ein wichtiges Motiv in Baldwins Werk, der diese religiöse Besessenheit als Folge rassistischer Repression entlarvt, statt ihrem Sohn beizustehen.
Baldwin hat eine kämpferische und gleichzeitig romantische Geschichte geschrieben, die noch immer aktuell ist und der Jenkins’ Verfilmung hoffentlich zu einem riesigen Publikum verhilft, das mitfühlt und die politische Botschaft begreift: Nicht aus Angst, sondern aus der Liebe heraus zu agieren, kann die Welt verändern, wenn es genügend Menschen tun.
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...