Jamie haßt Fußball, kämpft gegen Pickel, zofft sich mit seiner schrillen Mutter und schiebt überhaupt Frust in dieser tristen Plattensiedlung Londons. Doch schlimmer ergeht es Ste. Der kriegt permanent Prügel von seinem gewalttätigen Vater. Als Ste mal wieder grün und blau geschlagen wird, nimmt Jamies Mutter ihn zu sich. In dieser Art von moderner Wohnkultur geht es meist sehr eng zu, so daß keine andere Wahl bleibt, so daß sich der halbwüchsige Ste mit Jamie das Bettchen teilt. Davon hat Jamie schon lange geträumt ... Der schönste coming out-Film der 90er versteht es, mit bissigem Humor und viel Gefühl von einer Zeit des Erwachens zu erzählen. Endlich mal ein Film jenseits aller Tuckenhysterie, eine Hymne an das schwule Selbstverständnis, die auch mal ohne die abgehalfterte Gloria Gaynor auskommt. Ein erfrischendes, selbstironisches Spiel mit Klischees und Halbwahrheiten.
Hettie MacDonald bringt die beiden Jungen nach einigem Hin und Her zusammen, fährt ein Kabinett skurriler Figuren auf und beschreibt treffsicher das Gefühl, das in einer Mischung aus Furcht, Sauerstoffmangel, Neugier und Hoffnung von schwulen Jungs erlebt wird. Fabelhaft.
Originaltitel: BEAUTIFUL THING
GB 1996, 92 min
Verleih: MFA
Genre: Tragikomödie, Erwachsenwerden, Schwul-Lesbisch
Darsteller: Glen Berry, Scott Neal
Regie: Hettie MacDonald
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.