D 2021, 114 min
FSK 6
Verleih: Leonine

Genre: Komödie

Darsteller: Milan Peschel, Dimitri Abold, Sarah Mahita, Johanna Wokalek

Regie: Marcus H. Rosenmüller

Kinostart: 09.09.21

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Beckenrand-Sheriff

Männerfreundschaft, Wasserball und Trillerpfeife

Im Freibad in Grubberg herrscht gähnende Leere. Dafür sind alle Liegen schnurgerade aufgestellt, und kein Blättchen schwimmt im Wasser. Karl, seit 30 Jahren Bademeister, hat mit seinem Kontrollwahn alle Gäste erfolgreich vergrault. Nur die ganz Harten kommen noch und lassen sich anschnauzen, wenn sie aus der Bahn geraten. Auch Trainerin Silke erscheint regelmäßig mit ihrer Wasserballmannschaft und ist anscheinend der einzige Mensch, der es grandios findet, daß man nach Karls täglichem Arbeitsplan die Uhr stellen kann. Aber dann bricht die eingespielte Routine zusammen, denn das Freibad soll geschlossen werden. Zu alt, zu wenig rentabel, außerdem könnte man auf dem Gelände ganz tolle Eigentumswohnungen bauen, wittert der ortsansässige Investor. Ein Bürgerbegehren muß her. Aber wie soll ausgerechnet Karl jemanden dafür gewinnen? Bisher hat er nur eine ziemlich lahme Wasserballmannschaft auf seiner Seite. Sali, ein junger Mann aus Nigeria und Karls neue Hilfskraft, könnte die Rettung sein. Als Torhüter macht er sich schon mal gut. Einziges Problem: Er kann nicht schwimmen. Aber da funkt es zwischen Sali und Lisa, einer Ex-Profischwimmerin, die nachts heimlich ihre Bahnen im Freibad zieht. Und Schwimmen wird plötzlich ganz einfach.

Marcus H. Rosenmüller handelt auf den ersten Blick die üblichen Komödieningredienzen ab: Schrulliger Typ mit Herz gegen den Rest der Welt, ein wenig Liebesgeplänkel, und einen lustigen „Flüchtling“ hat es auch in der fiktiven bayrischen Kleinstadt. Aber dank einer tollen Besetzung, allen voran Milan Peschel, der Karls Untiefen nuanciert interpretiert, entfaltet das kleine Universum, das Rosenmüller um ein Schwimmbecken herum anlegt, auch neue Facetten. Eine der schönsten ist sicherlich die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen Sali (wunderbar: Dimitri Abold) und Karl, die Rosenmüller sympathisch und lebensecht in Szene setzt.

Beide sind auf ihre Art Außenseiter in der Gesellschaft und haben ein Ziel. Der junge Mann will einen Ort finden, an dem er gut leben kann. Der alternde Bademeister will den Ort, der sein Leben ist, behalten. Rosenmüller trägt damit, wenn man so will, deutsche Asylpolitik an die basisdemokratische Front. Denn am Ende verteidigt nicht nur Sali das Freibad gegen die feindliche Übernahme, sondern ganz Grubberg auch Sali vor der Abschiebung. Das gerät zu einer schönen bunten Massenrauferei. Aber in diesem Fall heiligt der Klamauk die Mittel.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...