Die Zutaten stimmen eigentlich: ein beschauliches Kaff in der ostdeutschen Provinz, ein paar mehr oder weniger skurrile Typen, Träumer, Bigamisten, Karrieristen und was sonst der ländliche Boden noch so gedeihen lassen will. Eine Satire ist dennoch nicht draus gelungen.
Es geht um Sässlen, Brandenburg. Seitdem dort der schwarze Stürmer Ade, der witzigerweise von allen Blondie genannt wird, jedes Spiel zum Heimerfolg macht, träumt das Nest von der großen Bühne. Allen voran ein emsiger und schwer korrupter Bauunternehmer, sein Sohn Micha, ein Schwerenöter, der Freundin Sylvia mit deren bester Freundin Kerstin betrügt, Sylvias Vater Rolf, ein umtriebiger Haustürgeschäftler mit Potenzproblemen, Sylvias Bruder Benny, der mit seinem Kumpel Timo einen Kaufhallen-Vietnamesen in schöner Regelmäßigkeit überfällt und nachts heimlich und mit den Händen unter der Decke von Ade träumt.
Doch natürlich kommt’s auch in Sässlen mit dem Aufbau Ost wie es im Rest der blühenden Landschaften kam: die Wessis klatschen sich in die Reibach-Hände, und der Ossi improvisiert wieder. Diesmal gute Laune, was auch wirklich not tut ...
Wo bleibt hier eigentlich der Witz? Ganz eindeutig auf der Strecke, denn zu ausgelutscht sind die immergleichen Figuren auf dem Schachbrett totgefilmter Provinzpossen, deren kleine Episoden von mittlerweile zu austauschbar scheinenden Schicksalen gleich mehrfach erzählt werden. Das einzige, was in diesem sicherlich gut gemeinten Scherzpotpourri so etwas wie Tempo kriegt, ist das sich ohne Unterlaß drehende Kopulationskarussell.
Sämtliche Figuren taugen durch - nicht mal komisch geratene - Überzeichnungen kaum zu Sympathieträgern. Schließlich kehrt auch noch so etwas wie Holperstolperrealismus in die feucht-grüne märkische Provinz ein: bei den meist als Spaß getarnten Angriffen auf den Vietnamesen kommt’s doch noch zur Gegenwehr und Timo stirbt. Das ist zwar nicht wirklich ungerecht, nötig ist es aber auch nicht. So geht’s dem Werk auf voller Länge.
D 2002, 93 min
Verleih: Salzgeber
Genre: Satire
Darsteller: Florian Lukas, Johanna Klante, Axel Prahl, Daniela Hoffmann, Annette Renneberg, Hilmar Eichhorn
Regie: Norbert Baumgarten
Kinostart: 13.05.04
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.