Originaltitel: BEGINNERS
USA 2010, 104 min
FSK 0
Verleih: Universal
Genre: Drama, Liebe, Poesie
Darsteller: Christopher Plummer, Ewan McGregor, Melanie Laurent, Goran Visnjic
Regie: Mike Mills
Kinostart: 09.06.11
Mike Mills ist der Regisseur, der 2005 mit THUMBSUCKER auftauchte, überzeugte und wieder verschwand. Seinen Film hat man zu Recht in guter Erinnerung – dies allerdings dann auch wieder nicht so sehr, um seitdem ungeduldig auf das Folgewerk gewartet zu haben. Wie auch immer: Nach THUMBSUCKER drehte Mills 2007 noch DOES YOUR SOUL HAVE A COLD, der es nie nach Deutschland schaffte. Das passiert bei BEGINNERS nicht, gottlob, denn dieser Film ist ein schönstmöglicher Glücksfall. Weil er einen damit überrascht, wie hier bestechend selbstverständlich und auf gleichzeitig frappierend eigene Art eine Geschichte von Liebe und Tod, Abschied und Neubeginn erzählt wird. Und das ganz in sich ruhend, ganz selbstgewiß. Formbewußt und mit Schauspielern, die man einfach lieben muß. Versprochen!
Der Abschied betrifft Oliver und seinen Vater Hal. Der stirbt an Krebs. Der Sohn bleibt zurück im Schmerz und erinnert sich. Daran, wie Hal sich nach dem Tod seiner Frau – nach 44 Ehejahren – zu seiner Homosexualität bekannte. Daran, wie der alte Mann aufblühte, über das Glück, endlich so sein zu können, wie er ist. Befreit von einer Lebenslüge, deren zerstörerische Kälte zwischen Vater und Mutter auch Oliver in Kindertagen schon spürte. Mills montiert da mit unglaublicher Paßgenauigkeit, frei von zeitlicher Chronologie, die verschiedenen Stränge: Die unglückliche Ehe, die glücklichen Jahre danach, dann das Sterben. Der Vater, der Sohn. Ihre Neuannäherung – der endgültige Abschied. Doch als wäre das nicht genug, gibt es dazu noch eine Liebesgeschichte. Die zwischen Oliver und Anna. Der trauernde Sohn lernt die exaltierte, hübsche Französin bei einer Party kennen, zu der ihn wohlmeinende Freunde schleppen.
Und allein die erste Begegnung zwischen Anna und Oliver ist nicht nur einer der schönsten Liebes-Neubeginne, die man seit Ewigkeiten auf der Leinwand sehen durfte, sondern auch ein Traum vom Kino-Erzählen. Was man auch generell über diesen Film sagen kann, in dem selbst noch ein essayistischer Exkurs über die „History Of Sadness“ Platz findet, ohne dieses wunderbar gearbeitete dramaturgische Geflecht zu zerreißen. Ein Wunder? Nein, Können. Kino auf der Höhe seiner Möglichkeiten. In aller Ruhe, in aller Schönheit.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.