D 2023, 96 min
FSK 0
Verleih: Neue Visionen

Genre: Dokumentation

Regie: Grit Lemke

Kinostart: 18.04.24

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Bei uns heißt sie Hanka

Wer sind die Sorben?

Im Osten Sachsens und im Süden Brandenburgs stößt man auf zweisprachige Ortsschilder. Die Sorben haben diese Gegend seit Jahrhunderten geprägt. Doch was ist heute noch übrig von dem slawischen Volk? Wer versteht sich als Sorbe, und was heißt das überhaupt? Regisseurin Grit Lemke begibt sich auf Spurensuche. Es ist gleichzeitig eine Reise zu ihren eigenen sorbischen Wurzeln. Dabei drängt sie sich als Reiseleiterin aber nicht auf, sondern führt als begleitende Stimme durch den Film. 

BEI UNS HEISST SIE HANKA ist ein Kaleidoskop von Begegnungen mit Menschen, die ihr Sorbischsein auf unterschiedliche Art verstehen: eine junge Frau, die sich auf eine traditionelle sorbische Hochzeit einläßt, ein links-alternatives Künstlerinnenkollektiv, deren Mitglieder sich fragen, was sorbische Kultur jenseits von Trachten, Ostereiern und katholischer Kirche heute ausmacht, oder ein Fußballfan aus Cottbus, der mit den Rechten sympathisierte, bevor er seine sorbische Identität entdeckte. Aber warum sollte es überhaupt den Sorben geben? Den Deutschen gäbe es ja schließlich auch nicht, meint treffend der Schriftsteller Jurij Koch.

So ist der sorgfältig montierte und mit einem eindringlichen Soundtrack aus sorbischen Liedern unterlegte Film in erster Linie eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Selbstverständnis eines Volkes, das immer im Schatten der deutschen Mehrheit lebte. Daß er dabei mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt, liegt in der Natur der Sache. Vor allem ermutigt die Dokumentation zu entdecken, was sich hinter den zweisprachigen Ortsschildern der Lausitz verbirgt.

[ Dörthe Gromes ]