D 2024, 95 min
FSK 12
Verleih: Mindjazz
Genre: Drama, Biographie, Literaturverfilmung
Darsteller: Sebastian Schneider, Nils Rovira-Muñoz, Friedel Anderson
Regie: André Schäfer
Es gibt einfallslosere Wege, sich einem solchen Literaturklassiker zu widmen! Kein reines Nacherzählen von Handlung, keine in sich geschlossene Fiktion gibt es hier zu erleben, stattdessen eine Collage. Auszüge aus dem Felix-Krull-Roman von Thomas Mann verschmelzen mit dessen Tagebüchern und Notizen. Archivmaterial trifft auf Spielfilmsequenzen.
Der Darsteller Sebastian Schneider legt darin eine Verwandlungsnummer zwischen den Zeiten und Textebenen hin, die keine eindeutig greifbare Figur formt, sondern zwischen individuellen Sozialrollen sowie den Rollen Thomas Mann und Felix Krull agiert. Der Film versucht sich damit sowohl am Porträt eines queeren Lebens als auch an einem literaturhistorischen Studium sowie einer Verflechtung von Autor und künstlerischer Figur. Welche Parallelen tun sich zwischen beiden auf?
Das sprudelt mal über vor Ambitionen, wie die genannten Ebenen miteinander verknüpft werden, gerät aber ebenso bodenlos, unpräzise, bisweilen recht wirr und redundant montiert. Und es gerät ebenso in Erklärungsnot, auf einem abstrahierten, aber im Kern doch reduktionistischen autobiographischen Zugang zur Literatur zu beharren. Die Konkurrenz ist schließlich groß, und Regisseure wie Jöns Jönsson (AXIOM) oder Kristoffer Borgli (SICK OF MYSELF) haben in den letzten Jahren mit einzelnen Spielfilmen bewiesen, daß man von den Themen der Selbstinszenierung und Persona, des Maskierens und Vorgaukelns, von denen Manns Romanfragment erzählt, auch ohne literarischen Anker bedeutend erhellender, universeller und provokanter erzählen kann.
[ Janick Nolting ]