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Beltracchi – Die Kunst der Fälschung

Das Schmunzeln der Justitia

„Ich könnt’s lutschen, so schön ist das“, freut sich Wolfgang Beltracchi über sein frisch angerührtes Pigment- und Malmittelgemisch wie der Eber auf die nächste Schlammkuhle. Der Mann ist ganz in seinem Element und arbeitet an einer abstrakten Komposition. Daß er das Bild gegen Ende des Films mit dem eigenen Namen signieren wird, war allerdings nicht immer selbstverständlich. Und auch jetzt, nachdem ihm das Kölner Amtsgericht wegen gewerbsmäßigen Betrugs sechs Jahre Haft im offenen Vollzug aufgebrummt hat, schwingt dabei Wehmut mit. Schließlich sei das der wohl beste „Max Ernst“ seiner Karriere, meint Beltracchi.

Für seine schönsten Campendonks und herrlichsten Picabias finanzierte der Kunstmarkt dem nonchalanten Familienmenschen im altlinken Langhaar-Look großzügige Domizile in Südfrankreich und im Breisgau – und ist nun mehrheitlich nicht zu sprechen. Wenigstens nicht für den Dokumentarfilmer Arne Birkenstock. Ganz zu Recht unterstellte man ihm wohl, daß er in das Lamento der Genasweisten kaum einstimmen würde. Denn Birkenstock, dessen Vater Beltracchi vor Gericht anwaltlich vertrat, will nicht nachtreten, wo das Gesetz schon zugeschlagen hat.

Vielmehr lauscht er hinein in einen Kunstbetrieb, der nicht nachfragt, wenn die Provisionen nur hoch genug sind. Er besucht das Sammlerpärchen Ommeslaghe, das schon wieder lachen kann, weil der ersatzweise angeschaffte Magritte neben dem Warhol auch ganz nett aussieht. Er läßt sich aus berufenem Munde etwas von der Authentizität der schöpferischen Vision erzählen. Aber Beltracchi mag es pragmatischer: Bilder, sagt er, riechen nach den Räumen, in denen sie hingen. Riecht also ein Fälscher- anders als ein Künstlerleben?

Birkenstocks Antwort ist nicht nur amüsant, sondern auch intelligent. Sein Film bedient sich sämtlicher dramaturgischer und gestalterischer Gesten des Künstlerporträts, vollzieht bis ins verspielt aufbereitete Fotomaterial, bis in die andächtigen Atelierimpressionen und den Farbnebel im Abspann dessen auratische Kraftmeiereien nach. So ambivalent wie Mona Lisas Lächeln mag im Kölner Amtsgericht seinerzeit auch Justitias Schmunzeln ausgefallen sein – mindestens über den ungewöhnlichen Originalitätsbegriff, dem der Regisseur dabei auf die Spur kommt. Denn die „Nachempfindungen“, die der Bursche in die Lücken so mancher Werkverzeichnisse malte, sind doch immerhin eines: echte Beltracchis.

D 2013, 96 min
FSK 0
Verleih: Senator

Genre: Dokumentation, Biographie

Stab:
Regie: Arne Birkenstock
Drehbuch: Arne Birkenstock

Kinostart: 06.03.14

[ Sylvia Görke ]