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Bergblut

Überflüssig wie ein Seidenschal im Gebirge

Der Heimatfilm ist zurück. Und auch wer mit Mundart nichts anzufangen weiß, mußte zugestehen, daß RÄUBER KNEISSL von Marcus H. Rosenmüller einen dicht komponierten und mitreißenden Einblick in bayerische Geschichte bot. Nun versucht sich Philipp J. Pamer an der Aufarbeitung der Geschichte Südtirols, welche ja auch eng an der bayerischen hängt.

Frühjahr 1809: Franz, ein Schreiner aus Tirol, heiratet die Augsburger Arzttochter Katharina. Sie ist schwanger. Franz gerät in Streit mit einem französischen Soldaten. Das Handgemenge eskaliert, Katharina verliert ihr Kind, und das junge Paar muß die Stadt verlassen. Katharina läßt ihr gutsituiertes Elternhaus zurück, um mit Franz auf seinem heimatlichen Hof im Passeiertal zu leben. Der Empfang ist rauh wie die winterliche Bergluft, denn eine Bayerin hat keinen guten Stand in einem Land, welches seit vier Jahren von den Franzosen und Bayern besetzt wird. Aufstand liegt in der Luft ...

Nun beginnt Pamer, durch die Ereignisse zu rasen: Der Gastwirt Andreas Hofer mobilisiert seine Truppen, Franz und seine Brüder ziehen mit. Der Sieg scheint gewiß, doch das Schicksal Südtirols wird anders entschieden, der österreichische Kaiser läßt Andreas Hofer im Stich. Nur episodenweise setzt Pamer glaubhaft nachvollziehbar in Szene, was er eigentlich erzählen will: eine konfliktgeladene Familiengeschichte in Zeiten des Tiroler Volksaufstandes. Es gelingt ihm nicht, die vielen Erzähllinien – schwierige Liebesbeziehung, Schicksal einer gebildeten Frau in der Einöde, Krieg und Hofers Schicksal – so zu verweben, daß ein dramaturgisch stimmiger Erzählfluß entsteht. Alles gerät oberflächlich.

Katharinas Auseinandersetzung mit ihrer Schwiegermutter, die letztendlich für das beiderseitige Ringen um Identität und Anerkennung steht, birgt dichte Momente, die sehr viel aussagen über den eigentlichen Kampf zwischen Bayern und Tirolern. Nur können sich diese nicht entfalten, weil so viel Randständiges auch erzählt werden muß, zu viele Nebenfiguren einen unverdient präsenten Auftritt bekommen. Die schauspielerischen Leistungen von Inga Birkenfeld und Verena Plangger hingegen sind unstreitbar.

Aber der Rahmen des Ganzen, die behauptet unsterbliche Liebe zwischen Franz und Katharina, wächst über ein paar innige Küsse im Heuschober nicht hinaus. Kurz: zu wenig „echte“ Heimat in einem zu langen Film.

D 2010, 122 min
Verleih: Summiteer

Genre: Drama, Historie

Darsteller: Inga Birkenfeld, Anton Algrang, Verena Plangger

Regie: Philipp J. Pamer

Kinostart: 31.03.11

[ Susanne Schulz ]