D 2004, 93 min
FSK 6
Verleih: Concorde

Genre: Literaturverfilmung, Drama

Darsteller: Dana Vavrova, Daniel Morgenroth, Katja Riemann, Tom Wlaschiha, Josefina Vilsmaier, François Göske, Jürgen Schornagel, Herbert Knaup

Regie: Joseph Vilsmaier

Kinostart: 18.11.04

1 Bewertung

Bergkristall

Bildgewaltiges Heimatmärchen

So ein richtig eleganter Fabulierer war Vilsmaier ja eigentlich nie. Mehr lag ihm das Grobgeschnitzte, das Epische, das Heimatverbundene und mitunter auch das Mythisch-Heldenhafte. Interessant, was aus so einem durchaus geschickten Volksfilmer in einer anderen Zeit, vielleicht der des Nationalsozialismus geworden wäre ... Doch darum geht’s hier nicht: Sepp Vilsmaier hat sich nach einer kreativen Pause auf das besonnen, was er schon immer am besten konnte: das Erzählen einer Geschichte in den Bergen.

Hier nimmt er sich der Novelle von Adalbert Stifter aus der Mitte des vorvergangenen Jahrhunderts an, und darin geht es um zwei verfeindete Dörfer - Gschaid und Millsdorf, die ein stattlicher Berg sowie Mittelmaß und Reichtum trennt. Als der Schuhmacher Sebastian das Mädchen Susanne aus dem Nachbardorf Millsdorf heiratet, wenden sich alle Gschaider von ihm ab. Seine Frau geht zurück in ihr Dorf, als die zwei Kinder halbwüchsig sind und Susannes Mutter schwer erkrankt ist. Zur Weihnachtszeit machen sich die Kinder wieder auf den gefährlichen Weg zur Mutter über den verschneiten Kamm. Knapp und verletzt können sie sich vor einer Lawine retten und entdecken dabei ein Wunder, daß sie nur aus einer Erzählung kannten: den Glück bringenden Bergkristall ...

Vilsmaier, der wie meist auch die Kamera führte, gelangen wieder beeindruckende Bilder von der bizarren Schönheit der Bergwelten, Panoramen in weiß und dazu eine recht überzeugende Montage des dörflichen Lebens jener Zeit. Was ihm tatsächlich so ein wenig aus dem Ruder gerät, ist aber die Geschichte. Er scheint unsicher, ob er das persönliche Drama der nun getrennten Eheleute, eine Geschichte von Haß und Mißgunst oder die märchenhafte Reise der Kinder erzählen soll. Und so will er von allem ein bißchen, wodurch sich die Spannung nicht immer halten läßt. Mal rutscht ihm die Geschichte arg ins Kitschige, dann verblüfft er aber wieder durch tief berührende Szenen. Auch konzentriert er sich tatsächlich zu oft aufs Fotographische, so daß ihm die Führung der Spielkunst gerade bei den kindlichen Darstellern entgleist. Ganz zum Ende läßt er sich gar von einer dann schon in Übermaßen ausgefilmten Rührseligkeit befallen.

Dagegen hält er immer wieder sehr intim gehaltene Sequenzen. Vilsmaiers Rückkehr in sattem Cinemascope kann sicher nicht an SCHLAFES BRUDER oder gar HERBSTMILCH anknüpfen. Vielleicht ist sein Werk etwas überambitioniert, ein wenig altbacken gar. Ein schlechter Film ist es aber dennoch nicht.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.