Originaltitel: BETTER MAN

USA/GB/China/F/Australien 2024, 135 min
Verleih: Tobis

Genre: Biographie, Musik

Darsteller: Jonno Davis, Steve Pemberton, Alison Steadman, Kate Mulvany, Raechelle Banno

Regie: Michael Gracey

Kinostart: 02.01.25

Better Man

Planet des Affen

Als Überraschung geht es leider nicht mehr durch, weil schon zeitig erste Verblüffungen kolportiert wurden, und auch der Trailer verzichtet auf zu viel Heimlichkeit in der Kinozeit. Pop-Entertainer Robbie Williams wird in seinem Biopic von einem Affen gespielt, und das nicht nur in Traumsequenzen oder substanzbeflügelten Halluzinationen, sondern über die komplette Distanz. Das ist nicht affig, sondern prächtig, weil die Motion-Capture-Technik mittlerweile auf hohem Niveau angelangt ist und die Freiheit bei der Gestaltung gerade von Gesichtszügen nunmehr grenzenlos erscheint - im Falle Williams' war es essentiell. Er ist Äffchen mit acht Jahren im heimatlichen Stoke-On-Trent, spielt als solches unter einem Fünftel Rampenlicht bei Take That und wird im Fell erwachsen. Darauf muß man erst mal kommen!

Der Mut zur Selbstironie und -reflexion wird belohnt und im originalen Williamschen Off-Kommentar immer wieder auf Spitzen getrieben. Gleich am Beginn: Man habe ihn Narzißt genannt, Hackfresse, blasiertes Arschloch, und es stimme. Er wolle doch nur unterhalten! Immer für einen Spruch gut und auch in (Lebens-)Echtzeit bereit für so gut wie jede Kerbe, bekommt das Williams-Zitat, wonach er sich auf der Bühne oft wie ein Affe gefühlt habe, zwei flotte Beine.

Regisseur Michael Gracey, der sich 2017 mit GREATEST SHOWMAN im Grunde selbst die Vorlage für BETTER MAN zugespielt hat, erfindet das üppig belegte Genre biographischer Künstlerfilme eben nicht komplett neu, sondern beweist „nur“ fulminantes Gespür für das Bündeln genialer, hier unaufzählbarer Ideen. Ohne Wankelmut bei Tempo, Pathos, Einkehr und Überwältigung, grätscht er für den in die Wiege gelegten Traum eines Anderen durch zwei Jahrzehnte. Biographische Fakten wurden hier und da natürlich frisiert, den Kern aber verliert Gracey nie aus dem Blick. Nicht Vater Peter, mit dem es stets zu kämpfen galt, um gemeinsam am Ende in der Royal Albert Hall Sinatras „My Way“ zu singen. Nicht die kraftvolle Liebe zu Großmutter Betty, das ruppige Verhalten gegenüber Kollege Gary Barlow und Freundin Nicole Appleton und gleich gar nicht den ewigen Fight mit sich selbst, gipfelnd in einer Art Spartakus-Open-Air beim Auftritt in Knebworth.

BETTER MAN ist wild choreographiertes Musical und integres Drama, spitze Satire und ein sehr großes Fest. Das Ding, lieber Robbie, entertaint uns!

[ Andreas Körner ]