Originaltitel: BEVERLY HILLS CHIHUAHUA
USA 2008, 91 min
FSK 0
Verleih: Disney
Genre: Kinderfilm, Abenteuer, Komödie
Darsteller: Piper Perabo, Axel Alba, Jamie Lee Curtis, Manolo Cardona, José María Yazpik
Regie: Raja Gosnell
Kinostart: 30.04.09
Der Chihuahua an sich macht ja seinen Hundekollegen eher wenig Ehre – er paßt in jede Handtasche, wird von Party-Girls à la Paris Hilton als Accessoire mißbraucht, kläfft nervig, sieht ziemlich fragwürdig aus. Ein Modeprodukt eben. So wie Chloe, eine verwöhnte Fußhupe, wohnhaft in Beverly Hills und verzogen bis zum Gehtnichtmehr. Das Luxus-Hündchen nimmt deshalb nicht mal wahr, daß Artgenosse Papi ihr Traummännchen sein könnte, denn der gehört ja dem Gärtner, zählt also zur (pfui!) armen Unterschicht.
Eines finsteren Tages muß Chloes Frauchen jedenfalls verreisen, weswegen Nichte Rachel jetzt Hundesitterin spielt. Die sieht zwar aus wie jede andere Hollywood-Klischee-Blondine, gewinnt jedoch sofort sämtliche Sympathien der Zuschauer, weil sie Chloe als das erkennt, was diese ist – nämlich nutzlos – und entsprechend ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt, weswegen Chloe dann auch bald verloren geht. Nun auf sich allein gestellt, irrt sie, wegen ihres Diamanthalsbandes von allerlei Schurken verfolgt, durch die wirkliche Welt und hätte keine drei Tage mehr vor sich, gäbe es da nicht einige animalische Retter in der Not; unter anderem einen Schäferhund sowie unseren tapferen Papi!
Ja, das kann schon ziemlich enervierend sein, vor allem, wenn man sprechenden Hunden so gar nichts abgewinnt. Immerhin kommunizieren die Tiere nur untereinander und mit den Synchronstimmen von Drew Barrymore oder John Malkovich, was wenigstens für verbale Kompetenz sorgt. Auch vor unfreiwillig komischen Szenen ist BEVERLY HILLS CHIHUAHUA nie gefeit; etwa dann, wenn Chloe einsam durch die Nacht streift und von der Tonspur Enrique Iglesias „Hero“ schmalzt, weil es vermeintlich gerade zur Situation paßt – ein hübscher Lacher aus Absurdistan. Und daß die einzigen beiden attraktiven Menschen, welche der Film aufzubieten hat, gleich noch in Schmacht zueinander entbrennen, ist so vorhersehbar wie der ganze Rest.
Trotzdem macht das grundsätzlich gnadenlos durchkalkulierte Familienprodukt ungeachtet seiner alle zwei Minuten erneuerten „Es gibt im Leben so viel mehr als Luxus“-Botschaft manchmal doch Spaß. Namentlich immer in Augenblicken, die nicht auf die ganz Kleinen abzielen, vielleicht sogar dem Anti-Disney-Humorzentrum schmeicheln. Hand aufs Herz: Welche Liebeserklärung könnte schöner sein als die, „ ... an unzugänglichen Stellen zu knabbern?“
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...