Der Präsident der Vereinigten Staaten mag Kekse. Selbst wenn er mit der präsidialen Maschine, der Air Force One, zu wichtigen weltpolitischen Treffen unterwegs ist, findet sich immer etwas Gebäck griffbereit auf einem Tellerchen drapiert. Wofür sich der Präsidenten der Vereinigten Staaten aber immer ein wenig geniert. Etwa vor seinem obersten Bodyguard, so einem kiefermahlenden, harten Hund und alles andere als ein Keksesser.
Wobei man erklären muß, daß bei Jalmari Helander, Drehbuchautor und Regisseur von BIG GAME, ein Keksesser dem entspricht, was echte Kerle sonst als Warmduscher oder Weichei charakterisieren. Man fragt sich, was wohl Krümelmonster dazu sagen würde, aber egal. Ein echter Kerl wie unser Bodyguard jedenfalls kann also gar nicht anders, als seinen Chef mit Verächtlichkeit strafen, auch wenn er sagt, das Leben sei zu kurz, um auf Kekse zu verzichten. Der verlogene Sack! Man ahnt natürlich, daß der mit dem „kurzen Leben“ irgendwie was Fieses meint.
BIG GAME versucht die Hommage ans amerikanische Blockbuster-Action-Kino der 80er Jahre. Daß die lange vorbei sind und diese finnisch-deutsch-britische Koproduktion nicht über das Budget verfügt, die Action so krachen zu lassen, daß ein Kracher à la STIRB LANGSAM oder CLIFFHANGER daraus wird, sind indes nur die geringfügigeren Probleme, die der Film mit sich schleppt. Der, mit etwas Wohlwollen betrachtet, bestenfalls als Trash Vergnügen bereitet, wenn des Präsidenten Maschine einem Anschlag zum Opfer fällt, und der mächtigste Mann der Welt fortan von Schurken durch die skandinavische Wildnis gejagt wird. Bloß gut, daß er dort auf den 13jährigen Oskari trifft, der, einem Initiationsritus seines Dorfes folgend, mit Pfeil und Bogen allein durch die Wälder streift. Daß Oskari dabei eher ein schmächtiges Bürschchen ist, ändert leider nichts daran, daß er ständig peinlich markiges Gedöns über Männer und Jagd und so Kram abgibt. Ein Keksesser, ein nerviges Balg, Knallchargen von Schurken, dazu aufdringlich bombastisch wabernde Musik: Nein, man glaube bloß nicht, das funktioniere ironisch.
Selbst die besseren Oneliner von Samuel L. Jackson sind als Pfeilspitzen so billigblechern, wie die Flitzebogennummern von Oskari schlaff sind. Daß Jackson in diesem filmischen Keksgekrümel gelegentlich so verirrt und desorientiert wirkt wie seine Figur des Präsidenten in Not, kann man ihm aber echt nicht verübeln.
Originaltitel: BIG GAME
Finnland/GB/D 2014, 91 min
FSK 12
Verleih: Ascot
Genre: Action, Thriller
Darsteller: Samuel L. Jackson, Onni Tommila
Regie: Jalmari Helander
Kinostart: 18.06.15
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.