Originaltitel: BLACK BAG
GB 2025, 93 min
Verleih: Universal
Genre: Action, Thriller, Komödie
Darsteller: Michael Fassbender, Cate Blanchett, Marisa Abela
Regie: Steven Soderbergh
Kinostart: 15.05.25
Steven Soderbergh bleibt eine echte Regie-Wundertüte. Ob Horror, Stripperdrama, Psychothriller oder Ganovenkomödie: Der Amerikaner und OCEAN’S ELEVEN-Schöpfer hört nicht auf zu experimentieren, tobt sich munter in verschiedenen Genres aus, und BLACK BAG ist dabei mühelos sein stärkster Film seit Jahren. Okay, dafür bleibt er mit all den Agenten- und Spionagefilm-Zutaten sehr traditionsbeflissen und formal weniger gewagt als etwa Soderberghs jüngste Gruselgeschichte PRESENCE, die komplett aus Sicht eines Gespensts gefilmt ist. Aber wem gelingt schon so mitreißend, komisch und bitterböse, so viel Vertrautes noch einmal frisch und elegant aussehen zu lassen und in kurzweiligen anderthalb Stunden auf den Punkt zu bringen? Soderberghs phänomenaler Cast wirft dazu sein übriges in die Waagschale.
Michael Fassbender und Cate Blanchett spielen mit amüsanter Zwielichtigkeit zwei verheiratete Geheimagenten. Ihr ganzes Privat- und Berufsleben erscheint als nicht enden wollende Aneinanderreihung von Lügen, Geheimnissen, Bespitzelungen und Gewaltakten. Und nun auch noch das: Sie, Kathryn, wird plötzlich zur Verdächtigen in einem Fall, den er, George, auflösen soll. Erstaunlich ist, daß Soderbergh bei alldem auf Schießereien und sonstige Action-Einlagen weitgehend verzichtet. Gefeuert wird überwiegend verbal, und das aus allen Rohren, wenn dieses gewitzte und eloquente Skript das kriselnde Ehepaar, aber auch all die anderen dubiosen und hinterlistigen Gestalten ringsherum mit spitzen Zungen aufeinander losgehen läßt.
Das ist hemmungslos verplottet, so daß man mitunter kaum noch folgen kann, wer hier gerade mit wem warum welches Spiel zu spielen versucht. Aber was macht das schon, wenn es einen so charmant und gewieft um den Finger wickelt? Auch, weil dieses Intrigenspiel so hinreißend und stilsicher bebildert ist. In den schlierigen Aufnahmen strahlen Lampen manchmal so, als würde ihr goldener Lichtschimmer ganze Zimmer in Brand setzen oder mit einem symbolträchtigen Nebeldunst verhüllen, in dem die Welt zum undurchdringbaren Rätsel wird. Kein Ort ist mehr sicher. Kein technisches Gadget wird hier ausgespart, um den öffentlichen Raum in ein riesiges, überwachtes Spiel- und Minenfeld zu verwandeln. Und zu Hause, im Privaten, setzen sich die Konflikte und Täuschungen erbarmungslos fort.
[ Janick Nolting ]