D 2023, 119 min
FSK 12
Verleih: Port au Prince
Genre: Drama
Darsteller: Luise Heyer, Felix Kramer, Christian Berkel
Regie: Asli Özge
Kinostart: 10.08.23
Filmische Allegorien bewegen sich auf einer feinen Gratwanderung: Leicht kippen sie entweder ins Plakative oder ins Nebulöse. Beide Varianten sind für das Publikum oft unbefriedigend. Bei BLACK BOX ist bereits nach kurzer Zeit klar, wohin der Hase läuft. Hier dient ein Berliner Mietshaus in den Nachwehen der Pandemie als Mikrokosmos der deutschen Gesellschaft. Der nüchterne Innenhof des Hauses dient als Bühne für die Akteure. Eine ominöse Polizeiaktion sorgt dafür, daß die Bewohner einen Tag lang nicht das Haus verlassen dürfen. Als Folge brechen unter der Oberfläche gärende Konflikte auf.
Da gibt es den smarten Jungunternehmer, der gern alle Wohnungen im maroden Haus aufkaufen würde, um sie gewinnbringend zu sanieren. Dagegen wehrt sich der altlinke Oberlehrer verbissen. Eine arbeitslose Mutter ringt verzweifelt darum, den bürgerlichen Schein aufrecht zu halten. Die Migranten kämpfen mit den deutschen Behörden und den Konflikten ihrer Herkunftsländer. Dann gibt es noch diverse Mitläufer und Opportunisten. Mißtrauen vergiftet die Atmosphäre, bald heißt es: „Wir müssen unseren Hof schützen.“
Es liegt nicht am gut aufgelegten En-semble, daß das Kammerspiel von Regisseurin Asli Özge nicht recht Fahrt aufnimmt. Vielmehr vermag die vorhersehbare Dramaturgie über zwei Stunden Laufzeit nicht zu fesseln. Und daß es die Kapitalisten sind, die Öl ins gesellschaftliche Feuer gießen, ist von der ersten Szene an klar. Daran ändert auch das überraschend brachiale Ende nichts. Übrigens hatte erst vor rund einem Jahr Natalia Sinelkova mit ihrem surreal-verspielten WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN einen wesentlich originelleren Ansatz zum selben Sujet präsentiert.
[ Dörthe Gromes ]