Originaltitel: THE BLACK DAHLIA
USA 2006, 120 min
Verleih: Warner
Genre: Thriller, Krimi, Literaturverfilmung
Darsteller: Josh Hartnett, Scarlett Johansson, Hilary Swank, Aaron Eckhart
Regie: Brian De Palma
Kinostart: 05.10.06
L.A. - die "Stadt der Engel" beherbergt vor allem gefallene und solche mit verbrannten Flügeln. Den Schmelztiegel der Korruption und Sünde kann außer gelegentlichen Erdbeben scheinbar nichts erschüttern. Im Januar 1947 wird die bestialisch deformierte Leiche der B-Aktrice Betty Short gefunden, ein harter Brocken für die krisengebeutelte Polizei von L.A. und ein gefundenes Fressen für die Presse. Betty wollte um jeden Preis berühmt werden und verlor sich im Sumpf aus Pornographie, Doppelgängern, lesbischen Affären und dem vermeintlichen Durchbruch. Die Polizisten Blanchard und Bleichert werden auf den nunmehr "Schwarze Dahlie" titulierten Fall angesetzt und teuer dafür bezahlen.
Romanautor James Ellroy spinnt in "Die schwarze Dahlie" um einen authentischen, nie geklärten Mordfall ein doppelbödiges Verwirrspiel um Lüge und Mord. Brian De Palma erweist sich als idealer Regisseur für die Adaption, war er doch stets fasziniert vom Motiv der Doppelgänger und Janusköpfe. Nach einer mitreißenden Vorgeschichte im Boxmilieu, die sich als sträflich irrelevant für die eigentliche Handlung erweist, läuft er zur Hochform auf. Er läßt seine vorangegangenen schwachen Werke vergessen und inszeniert einen opulenten Thriller, der mit durchkomponierten Bildern, langen Einstellungen und stimmungsvollem Soundtrack eine goldene Ära des Filmemachens aufleben läßt. Vor der Linse ergründen namhafte Jungstars das Spielfeld des Film noir und entdecken zum Teil ihre eigenen Grenzen. Der artifizielle Look reflektiert die Verlogenheit des Milieus, erweist sich aber auch als Selbstzweck. Mit zunehmendem Filmverlauf häufen sich zudem unappetitliche Schockmomente. Sie wirken wie eine Selbstverteidigung De Palmas, der vertuschen will, daß Josh Friedmans Drehbuch sich an Oberflächlichkeiten aufreibt, ohne zum Kern von James Ellroys Vision vom skrupellosen Hollywood durchzudringen.
Anders als die weitaus substantiellere Ellroy-Adaption L.A. CONFIDENTIAL ist BLACK DAHLIA kompliziert statt komplex und ausufernd statt vielschichtig geraten. Die sorgsam aufgebaute Spannung verpufft in einer konfusen und mit Moral überfrachteten Auflösung. In Erinnerung bleiben hochspannende Momente, mit denen sich De Palma einmal mehr den Ruf eines Ausnahmeregisseurs erschleicht und sich als Meister der Manipulation erweist.
[ Roman Klink ]