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Blackbird

Ein Abschiedslied nicht ohne schiefe Töne

Pfuschte jemand SILENT HEART-Drehbuchautor Christian Torpe ins Handwerk, während er auch fürs hiesige Remake das Skript schrieb? Oder hat der Mann Hollywood-Standards verinnerlicht, indem er Emotionales überhöhte, politisch Korrektes hinzufügte, Dramatisches noch verstärkte? Dabei braucht die Geschichte das ja gar nicht.

Es geht um eine todkranke Frau, die ihre Familie und engste Freundin zum Abschiedswochenende lädt, einer vorverlegten Weihnachtsfeier soll der Suizid folgen. Selbstbestimmt, still. Doch wie’s das Filmuniversum will, befehden sich bald Schwestern, lodert Verschwiegenes hoch, brechen Narben auf.

Das ist – klar – immer dann am ergreifendsten, wenn wir nicht sehen, daß sich jene Lily beim Treppensteigen quält, wir keinem ausgestellten, lauten Dialog lauschen. Sondern Susan Sarandon, scheinbar alterslos, unsteten Blickes Furcht vor dem aufflackern läßt, was Lily erwartet, so oder so. Alle Anwesenden einander anfangs auf verbalen Eiern umtanzen, hilflos, dabei zu zuvorkommend, zu stark, zu heiter (wirklich, es darf geschmunzelt werden). Zu viele Worte sagen zu wenig, das „zu“ regiert allerorts im entworfenen Mikrokosmos – aber eben gleichfalls bei der Wahl seiner erzählerischen Mittel.

Sarandons Lily hält trotzdem die Zügel fest in gelähmter Hand, stemmt sich mit aufwühlender Würde gegen jede Klischeeklippe. Man frage sich bange, welche Grobheiten die zunächst in Rollenerwägung gezogene Diane Keaton aus dem Stoff gehauen hätte! Nun, eventuell wäre sie Kate Winslet beigesprungen, die als stocksteife Tochter quasi ihren peinlichen DER GOTT DES GEMETZELS-Auftritt wiederholt.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...