Originaltitel: BLACKKKLANSMAN

USA 2018, 135 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Satire, Polit, Drama

Darsteller: John David Washington, Adam Driver, Laura Harrier, Topher Grace, Alec Baldwin

Regie: Spike Lee

Kinostart: 23.08.18

4 Bewertungen

BlacKkKlansman

Spike Lee stellt (nicht nur) Amerika an den Pranger

Ohne Vorglühen knallt dieser – wie gewohnt – „Spike Lee Joint“, dessen „Shit echt passiert“ ist, gleich in den Kopf und läßt Alec Baldwin über Amerikas stockfinstere Bastard-Nation-Zukunft schwafeln. Nun kennt die Öffentlichkeit Baldwin ja als herrlich (vor)lauten Trump-Gegner, die böse Satire legt also sofort los und heftet sich Ron Stallworth an die nervös verschwitzten Hände, bewirbt sich der Mann doch eben, zu Beginn der 70er, um einen Cop-Posten. Trotz afroamerikanischer Abstammung eingestellt, beginnt für „Officer Bimbo“ zunächst ein Kampf gegen rassistische Anfeindungen – ehe ein grandioser Coup folgt. Ron kontaktiert telefonisch die örtliche Ku-Klux-Klan-Geschäftsstelle, erzählt hanebüchenen hetzerischen Unsinn und gewinnt so das Vertrauen der (Lee-typisch fast karikativ dumpf gezeichneten) Geheimbundanhänger. Zum vereinbarten Treffen schickt er Flip, seinen weißen Kollegen. Sukzessive unterwandern Ron und Flip auf jene Weise den Klan, aber die Ermittlungen geraten zunehmend gefährlicher ...

Lee ruht sich dabei nicht auf dem Potential der wahrlich unglaublichen Geschichte aus, sondern versucht zumindest anfänglich vielmehr, es noch zu steigern, indem er den grundsätzlichen Ernst der Lage durch Humor konterkariert. Was häufig gut gelingt, genauso oft indes lediglich in leeren Sprachhülsen endet: „Ich versetze Sie in die verdeckte Ermittlung.“ – „Und was werde ich da machen?“ – „Verdeckt ermitteln.“ Dicke Hose, Mr. Lee? Egal. Zumal es quasi ausgleichend immer zu wirklich nachdrücklichen Höhepunkten kommt, wenn kein humoriger Schlenker tönt. Dafür eigentliche Durchschnittsmenschen bei Käsecreme und Crackern geistigen Durchfall absondern, den Holocaust leugnen oder fanatisch begeistert Attentate planen. Darunter das auf Patrice, Studentenführerin und Rons Love Interest, darüber hinaus für den Fortgang der Handlung allerdings verzichtbar.

Ungeachtet aller Schlingerei: ein sehenswerter Film, ein deutlich flammendes Statement, überall messerscharf gewetzte aktuelle Spitzen, nicht nur in Form krakeelender „America First!“-Skandierungen. Lees Wut lodert aus jeder Szene, und er hat – angesichts diktatorisch geführter Weltmächte, psychopathischer Finger überm roten Knopf sowie globalen Abdriftens in Engstirnigkeit, Idiotie und Radikalisierung – absolut ein Recht drauf. Darf man sich da überhaupt 20 Minuten kürzere Laufzeit wünschen, weniger ausufernde Predigten? Und einen finalen Doku-Schwenk höchst bedeutsam finden und sich gleichzeitig dran stören, daß der vermeintlich nicht zum Weiterdenken fähige Zuschauer praktisch mit der Nase auf das erschreckende Ausmaß von „History Repeats Itself“ gestoßen wird? Natürlich. Weil Polarisieren Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung heißt – etwas Besseres könnte Lees heiß brennender Anklage kaum passieren.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...