Originaltitel: BOBBY
USA 2006, 117 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Drama, Polit
Darsteller: William H. Macy, Demi Moore, Harry Belafonte, Anthony Hopkins, Laurence Fishburne, Emilio Estevez, Heather Graham, Helen Hunt, Martin Sheen, Sharon Stone, Elijah Wood, Christian Slater
Stab:
Regie: Emilio Estevez
Drehbuch: Emilio Estevez
Kinostart: 08.03.07
1968, ein Sommertag in Los Angeles, ein Präsidentschaftskandidat Robert F., genannt Bobby Kennedy, der am Abend erschossen wird, und Menschen im Hotel, die vor der großen erst noch ihre kleinen Katastrophen erleben. Eine alternde Diva säuft sich durch diesen Tag, der beflissene Ehemann räumt ihr die Flaschen hinterher. Der Manager verschwindet mit einer Telefonistin auf dem Zimmer, während seine toupierte Gattin den Gästen Haare und Nägel macht. Ein LSD-Jünger beliefert Wahlkampfhelfer. Zwei ehemalige Hotelangestellte plaudern über alte Zeiten, und unten in der Küche sollen für die Illegalen endlich neue anbrechen, in denen gewählt oder doch immerhin dienstfrei gemacht werden kann.
Auf um die zwanzig angerissene, anerzählte, angedachte Biographien kommt dieses mit Menschen und Geschichten überfüllte Panoptikum. Der Mann dahinter heißt Emilio Estevez. Als Regisseur ein nahezu unbeschriebenes Blatt und als Schauspieler fast vergessen, unternimmt er den Kraftakt, jeder einzelnen Figur und zugleich dem übergroßen Ganzen gerecht werden zu wollen. Schon Begabtere sind an einer solchen Aufgabe gescheitert. Und so ist es fast kein Wunder, daß Estevez auf dem Weg durch die Hotelgänge den einen verliert oder die andere vergißt, daß ihm die Handlungsfäden durcheinander kommen und nicht jeder dramatische Knoten hält, schon gar nicht, was er verspricht.
Das Finale aber, so unendlich lange man auch darauf warten muß, ist ein starkes Stück, rasant und einprägsam - nicht nur, weil es nach mehr oder weniger interessanten Umwegen ein monströses Ensemble aus geachteten oder unterschätzten Hollywoodstars zusammenbringt. Die nicht zu leugnende Fülle an Ideen mag sie gereizt haben, die unstrittige Ambitioniertheit des Projekts oder eben die Aussicht auf Mitarbeit an einem amerikanischen Sittengemälde.
Wenn das nun auch weniger politisch ausfällt, als erhofft, so ergibt es doch ein Bild der Zeit und nicht zuletzt das eines weiteren amerikanischen Mythos. Denn glaubt man Estevez und seiner Geschichte, ist mit RFK auch die Hoffnung auf ein gerechteres, ein farbenblindes Amerika gestorben.
[ Sylvia Görke ]