Originaltitel: BOLT

USA 2008, 96 min
FSK 0
Verleih: Disney

Genre: Computeranimation, Kinderfilm

Stab:
Regie: Chris Williams
Stimmen: Christian Tramitz, Luisa Wietzorek, Axel Stein

Kinostart: 22.01.09

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Bolt

Identitätsprobleme eines Disney-Hundes

Irgendwie sind sie doch immer noch am Taumeln, die Leinwandzuckerbäcker und Kinderbesäusler im Hause Disney. Aber es ist auch ein Dilemma. Wie sich positionieren in einer Trickfilm-Welt, in der etwa Anime aus Fernost, Dreamworks aus dem eigenen Land und selbst Pixar gar im gleichen Haus allesamt ernste Konkurrenten sind? Was auch deshalb so ist, weil die traditionelle Disney-Süßkost, von der viele ältere Semester rückblickend gerne schwärmen („Ach, Schneewittchen! Ach, Bambi! Ach, Peter Pan!“), zumindest in aufgewärmter Form (beispielsweise Bambis und Pans mit einer 2 dahinter) doch statt Vergnügen eher mentale Karies verursacht.

Nun also BOLT. Die Abenteuer eines Filmhundes, der nicht weiß, daß er ein Filmhund ist. Und das ist schon mal eine clevere Idee, zumal auch ziemlich komplex für Disneyaner. Also: Titelhund Bolt ist der Star einer Fernseh-Actionserie. Ein Superhund, der Stahl verbiegt, Karatemeister ist und aus den Augen Laserstrahlen verschießt. Klar, alles Trick – nur Bolt hält es für Realität. Ein Irrglaube, der Folgen hat, als Bolts Filmfrauchen, die süße Penny, vermeintlich entführt wird. Beim Versuch, sie zu retten, landet Bolt in der echten Welt. Ohne Superkräfte ein echt garstiger Platz.

Ein Hund für alle Fälle. Und ja, ein Disney im zeitgemäßen Pixar-Computer-Look. Dabei aber in alter Manier immer schön beides bedienend: Tränendrüse und Zwerchfell. Wobei hier Platz für die Binsenweisheit ist, daß Lachen mehr Spaß macht als Weinen. Und zu lachen gibt es in BOLT einiges. Da nimmt man dann auch einen verquäkten Pseudo-Countrysong und Lebensweisheiten, geboten mit treudoofem Hundeblick, in Kauf. Die Kids stört das eh nicht. Hübsch indes, daß Bolts Road Movie-Abenteuer ein Selbstfindungstrip ist, in den man, wenn man mag, auch einiges über die Disneys hineinlesen kann. Identitätsfragen: Wer sind wir, was wollen wir? Und BOLT antwortet klassisch geschäftstüchtig: ein wenig davon, ein wenig hiervon, jedem zum Gefallen.

Genau dort aber liegt dann auch der Bolt-Hund begraben: Kalkül macht noch keinen schlechten Film, aber eben auch keinen besonderen. So wird man BOLT amüsiert sehen, aber ihn wohl kaum länger im Herzen tragen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.