D/Ghana 2020, 108 min
FSK 12
Verleih: Across Nation

Genre: Drama

Darsteller: Eugene Boateng, Christiane Paul

Regie: York-Fabian Raabe

Kinostart: 28.10.21

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Borga

Das falsche Versprechen

Auf dem Foto ist ein glücklicher Mann mit großer Sonnenbrille zu sehen. Er steht vor einem dicken Auto und macht eine coole Gangstergeste. Mit großen Augen schaut Kojo auf das Bild, das den Onkel eines Freundes zeigt, der es aus Ghana nach Deutschland geschafft hat und offensichtlich groß rauskommt. Denn das Leben ist hart hier in der Hauptstadt Accra nahe des Stadtteils Agbogbloshie, in dem auf einer Deponie Elektronikschrott aus Europa verarbeitet wird. Und weil Kojo und sein Freund auch das gute Leben wollen, fernab des brennenden Elektroschrotts und der Armut, verlassen sie ihre Heimat.

Doch es kommt anders. Kojos Freund überlebt die Überfahrt nicht, die der Regisseur York-Fabian Raabe im Film bewußt ausklammert. Er konzentriert sich auf das Ankommen in der Fremde, und das ist kein Zuckerschlecken. Kojo landet bei einem zwielichtigen Typen, der Fernseher nach Afrika verschifft und Drogen schmuggelt. Seine Familie läßt er in dem Glauben, daß auch er es geschafft hat, so wie der Onkel auf dem Foto, seiner Freundin in Deutschland verheimlicht er seine Illegalität.

Interessant ist, daß der Regisseur Kojos Geschichte aus rein schwarzer Perspektive erzählt und so seine Protagonisten aus der Opferrolle holt. Er umreißt das große Universum von Flucht und Migration mit all seinen Hoffnungen und geplatzten Illusionen, mit der lähmenden Familienehre und den falschen Versprechungen. Europa ist für viele Suchende nicht die rettende Oase. Doch selbst wenn Kojo es vorher gewußt hätte, wäre er dann auf der Müllhalde geblieben und hätte weiter Elektrokabel verbrannt, die wir nicht mehr haben wollen? Beim Max-Ophüls-Preis wurde BORGA mehrfach ausgezeichnet, berechtigt.

[ Claudia Euen ]