Wasser ist das Elixier schlechthin. Unverzichtbar für alle Lebewesen dieser Erde. Und gleichzeitig ein Luxus, denn Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der Verkauf von in Flaschen abgefülltem Mineralwasser ist weltweit ein riesiger Wachstumsmarkt, den der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé dominiert. Das Flaschenwasser ist ein strategisch wichtiges Standbein des Unternehmens. Die Dokumentation BOTTLED LIFE von Urs Schnell begleitet den Journalisten Res Gehriger, der die Strategien aufdecken will, derer sich Nestlé im Wassergeschäft bedient.
Gehriger reist dafür um die halbe Welt: Nach Äthiopien, Nigeria und Pakistan, wo der Absatz von Flaschenwasser aufgrund der fehlenden öffentlichen Wasserversorgung in den letzten Jahren rasant gestiegen ist. Und nach Maine (USA), wo der Konzern für sehr wenig Geld sehr viel Quellwasser abzapft, das anschließend in abgefüllter Form teuer verkauft wird. Nestlé lehnte jegliche Stellungnahme im Film ab.
BOTTLED LIFE ist dem Genre der Empörungsdoku zuzuordnen. Die Rollen sind hierbei klar verteilt: Dort der böse Konzerngigant Nestlé, der das öffentliche Gut Wasser privatisiert, gegenüber die guten Graswurzelbewegungen, die den Kampf David gegen Goliath aufnehmen. Daran ist im Grundsatz wahrscheinlich nicht viel falsch, doch bestätigt dieses Lagerdenken nur allzu leicht die Erwartungen von Filmemachern und Publikum. Daß es einem multinationalen Konzern vorrangig um die Steigerung seines Profits und kaum um das Allgemeinwohl geht, ist wenig überraschend und braucht keine 90 Minuten Film.
Dabei werden die wirklich interessanten Fragen allenfalls angerissen und kaum vertieft. Welche rechtlichen Grundlagen ermöglichen es privaten Firmen überhaupt erst, sich den Zugriff auf ein Allgemeingut zu sichern, ohne der Öffentlichkeit eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen? Warum kaufen wir so viel Mineralwasser, statt uns einfach aus dem Wasserhahn zu bedienen?
Dramaturgie, Bildwelten und Soundtrack von BOTTLED LIFE verbleiben in ausgefahrenen Bahnen. Beispielsweise wird die Musik gern immer dann dramatisch, wenn das Reich des Bösen ins Bild kommt. Auch blickt der aufrechte Journalist Gehriger stets nachdenklich besorgt in die Kamera. Der Erkenntnisgewinn des Zuschauers dagegen bleibt überschaubar.
CH/D 2012, 90 min
FSK 0
Verleih: W-Film
Genre: Dokumentation
Regie: Urs Schnell
Kinostart: 17.10.13
[ Dörthe Gromes ]