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Broken Wings

We Are Family

Eine Familie in Tel Aviv. Eine ganz normale Familie in einer ganz normalen Stadt. Keine thematisierten Anschläge, Selbstmordkommandos, Straßensperren. Der junge Israeli Nir Bergman erzählt eine einfache Geschichte ohne Tagesschaubilder, er kehrt zu dem zurück, was der Rest der Welt mit dem Alltag in der israelischen Großstadt nicht mehr überein bringen kann: Normalität.

Hier kämpft sich Dafna mit ihrer Krankenhausarbeit und den vier Kindern bis zur totalen Erschöpfung ab. Ihr Mann ist kürzlich gestorben, und die ganze Familie ist gezeichnet vom Verlust, geradezu auseinander getrieben. Die kleine Bar ist sehr einsam, der 17jährige Yair geht nicht zur Schule, verkleidet sich lieber als Maus und verteilt Handzettel, während seine Schwester Maya gleich gar nicht weiß, wo sie hingehört. Als ihr kleiner Bruder Ido wieder Rekorde im Springen brechen will - dazu nutzt er vor allem wasserfreie Schwimmbäder! - verletzt er sich lebensgefährlich. Der Familie droht der Kollaps, doch sie wird wieder zusammenwachsen.

Es geht in Nir Bergmans Spielfilmdebüt um Ängste, tiefe Wunden und die Schwierigkeit, sich aus dem Dunstkreis echter Trauer und einer gehörigen Portion Selbstmitleid frei zu schlagen. Der Weg dahin ist dornig, verletzend, aber letztendlich tatsächlich gehbar. Diese Erkenntnis ereilt alle Familienmitglieder, nur die Umsetzung erweist sich als unterschiedlich schwierig. Bergman ist gottlob keiner jener Jammerfabulierer, die Tristesse um ihrer selbst willen zeigen. Nein, er versteht es erstaunlich geschickt, die komische Seite jedes Mißstandes aufzudecken. Dies gelingt ihm so sicher, daß sich Tragik und echter Witz die perfekte, symbiotische Balance halten.

Daß am Ende Tränen laufen, ist keineswegs dreist-manipulatorisches Kalkül. Das liegt in der Natur der Dinge. Menschen sollen weinen, wenn’s gut tut, wenn’s weitergehen soll, wenn man schöne Filme wie diesen gesehen hat.

Originaltitel: KNAFAYIM SHVUROT

Israel 2003, 90 min
Verleih: Alamode

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Orly Silbersatz Banai, Maya Maron

Regie: Nir Bergman

Kinostart: 08.01.04

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.