D/Österreich 2020, 94 min
FSK 0
Verleih: Real Fiction
Genre: Dokumentation
Regie: Harald Friedl
Brot: Mehl, Wasser und Hefe vermischen – so einfach könnte es sein. Ist es aber nicht. Das macht der österreichische Filmemacher Harald Friedl gleich zu Anfang seines Dokumentarfilms klar. Ein oberkörperfreier Muskelmann zerquetscht ein weißes Toastbrot mit bloßen Händen. Mit einem echten Krustenbrot wäre ihm das nicht so leichtgefallen.
In unserer kapitalistischen Gesellschaft teilt sich eben auch die Brotindustrie in jene, die mit Herzblut etwas Gutes für den Menschen herstellen wollen, und jene, die am Ende nur auf den Gewinn schielen. Das Problem: Letztere sind in der Mehrheit. Um das Ausmaß dieser Welt zu zeigen, sucht Friedl verschiedene Biobäcker in Österreich und Frankreich auf. Da sehen wir, wie mit Mehl bestäubte Hände in kleinen Familienbetrieben immer wieder den weißen Teig kneten, ihn formen und wachsen lassen, dieser archaische Akt des Brotbackens ist und bleibt faszinierend. Wir sehen auch, wie Kastenweißbrote in Großbäckereien aus Maschinen ploppen, über riesige Bänder rollen und des Nachts in großen LKWs durch die Lande gekarrt werden. Aber nicht nur der weltmännische Großbäcker mit weißer Blume am Revers, der ungeniert seine Gewinnmargen in die Kamera flötet, verursacht den Niedergang einer Eßkultur. Ein Bauer erzählt uns von dem unter Druck geratenen Getreideanbau, der nur mit Hilfe von Pestiziden die Nachfrage nach billigen Rohstoffen stillen kann. Eine Wissenschaftlerin erzählt später, wie diese Pestizide unsere Gesundheit ruinieren.
Es ist ein großer Teufelskreis, den im Grunde jeder kennt, der aber immer wieder beweint werden muß, um der ganzen Sauerei vielleicht doch noch Einhalt zu gebieten. Denn gutes Brot braucht Zeit und Liebe, das arbeitet der Film gut heraus. Schade ist nur, daß Friedl zuweilen zu wenig kritische Distanz zu seinen Protagonisten bewahrt. Das Innovation-und-Erfolg-Gefasel des Großbäckers mag vielleicht zum Entlarven gedacht sein, hat aber zu oft Werbefilmanmutung, die sauer aufstößt. Auch die Marketingstrategien eines Backmittelherstellers schießen irgendwie übers Ziel hinaus.
Am Ende erstaunt Friedl mit seiner Beobachtung skurriler Auswüchse der Industrie. So wird heute schon daran geforscht, wie Brot auf dem Mars gebacken werden könnte, falls es die Menschheit doch noch ins außerirdische Exil verschlägt. Als würden auf der Erde nicht genügend Menschen hungern. Ein Wahnsinn! Die Lust auf ein günstiges Supermarktbrot jedenfalls ist einem nach diesem Film gehörig vergangen.
[ Claudia Euen ]