Originaltitel: PANE E TULIPANI
I 2000, 118 min
Verleih: Tobis
Genre: Liebe, Komödie
Darsteller: Bruno Ganz, Licia Maglietta
Regie: Silvio Soldini
Kinostart: 21.12.00
Sie ist nicht wirklich verärgert. Als Rosalba die Weiterfahrt des Reisebusses verpaßt, ist sie nur kurz sauer über ihr Mißgeschick. Ganz anders ihr cholerischer Ehemann Mimmo, der sie im Bus am Telefon beschimpft wie ein Rohrspatz. Nicht, daß er seine Frau vollen Herzens vermißt, eher in Ahnung dessen, was ohne sein geliebtes Mäus-chen passieren könnte: ungebügelte Hemden, chaotischer Haushalt etc.
Tatsächlich verschlägt es die eher lebenslustige Rosalba durch eine Verkettung von Zufällen ins Bilderbuchparadies Venedig. Dort muß sie sich nach einer vorläufigen Bleibe umsehen. Für eine Nacht, denn dann will sie schon irgendwie nach Hause kommen. Dann allerdings trifft sie den kauzigen, aber eben nicht ganz uncharmanten Kellner Fernando. Dessen Aufmerksamkeit, die Freundschaft zur Nachbarin Grazia und ihre aufgenommene Arbeit bei einem Blumenhändler, der sie ihrer Ähnlichkeit wegen nach seiner verflossenen anarchistischen Russin Vera nennt, hindern sie an der Heimkehr. Rosalba schreibt ihrem Mann einen Brief. Der tickt völlig aus und schickt den angedickten Privatschnüffler Constantino in die Spur...
Mit dem italienischen Kino ist wieder zu rechnen. In dieser schrullig-liebenswerten Komödie voller Herzenswärme und sensiblem Feingefühl verhilft der Regisseur Soldini den vergessenen romantischen Lustspielen der 50er Jahre zur längst überfälligen Renaissance. In märchenhafter Kulisse läßt er seine Heldinnen stark sein, die Männer verzweifeln und tiefverborgene Gefühle in neuem Glanz erscheinen. Den wunderbaren Schauspielern und dem bodenständigen Humor des Films ist es zu verdanken, daß trotz pathetischer Sprengsel diese emotionale Geschichte nie in die Rührseligkeit rutscht. Und am Ende gibt es eben Verlierer, ohne Hohn und Schmach, eher gereift und liebenswert.
[ David Waschek ]