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Brothers

Von Familie und Krieg

Zwei Brüder. Der eine, Sam, steht mitten im Leben, wie man so schön sagt. Ist erfolgreicher Soldat, Vater, Ehemann. Der Stolz seines Vaters, ebenfalls ehemaliger Berufssoldat. Der andere Bruder, Tommy, kommt gerade aus dem Gefängnis. Ihm mangelt es an Willen, gewinnen zu wollen. Sagt der Vater. Der erneute Einsatz Sams in Afghanistan wird zum Ausgangspunkt einer hochemotionalen Geschichte, die Regisseur Jim Sheridan nach dem dänischen Original BRØDRE, 2004 von Susanne Bier inszeniert, neu verfilmte.

Er holt die Geschichte also nach Amerika, sozusagen an die Quelle des jüngsten Konflikts in Afghanistan. Das ist legitim, eventuell sogar eine zwingende Idee. Jedoch reicht Sheridans Neuverfilmung nicht an das Original heran. Vielleicht auch ein wenig deshalb, weil für uns Dänemark auf der Landkarte und gefühlt sowieso näher ist. Ansonsten sind es ja immer Menschen, die Kriege führen. Und was man sieht und erlebt, wird das weitere Leben prägen. Auch das derer, die nicht an der Front waren. Das ist eine universale Aussage, aus der sich immer wieder Filme machen lassen. Sam wird nach dem Abschuß seines Hubschraubers für tot erklärt, weil man ihn in der unwegsamen Region nicht bergen kann. In Wahrheit erleidet er eine grausame Gefangenschaft unter den Taliban. Tommy beginnt in der Heimat, Verantwortung für seine Schwägerin und ihre beiden Töchter zu übernehmen. Auch der despotische Vater muß anfangen, sich mit seinen Söhnen auseinanderzusetzen – mit dem Anwesenden und dem Abwesenden.

Susanne Bier war es gelungen, diese vielen Erzählebenen, die zwischen Afghanistan und in ihrem Film Dänemark, zwischen grausamen Kriegsszenen und Familienalltag, dem Ende alles Menschlichen und einer langsamen (romantischen) Annäherung switchen, so gekonnt miteinander zu verweben, daß die Schnittstellen unbedingt schlüssig wirken. Jim Sheridan hat nicht immer das gleiche feine Empfinden für Stimmungen und die passenden Wechsel.

Was nicht an den schauspielerischen Leistungen von Tobey Maguire (der eindrucksvoll den traumatisierten Kriegsheimkehrer darstellt), Jake Gyllenhaal oder Natalie Portman liegt, sondern eindeutig an Entscheidungen der Inszenierung, die oft sehr hollywoodesk sind. Auch das emotionale Verhältnis der beiden Brüder wird nicht wirklich ausgelotet. Aber Sheridan hatte auch keine Dogma-Ideen im Hinterkopf, und das Remake zielt eher auf ein Massenpublikum. Vor diesem Hintergrund und für Erstseher allemal ist es durchaus gelungen.

Originaltitel: BROTHERS

USA 2009, 105 min
Verleih: Koch Media

Genre: Drama

Darsteller: Tobey Maguire, Jake Gyllenhaal, Natalie Portman, Sam Shepard

Regie: Jim Sheridan

Kinostart: 03.02.11

[ Susanne Schulz ]