D 2008, 150 min
FSK 6
Verleih: Warner

Genre: Familiensaga, Literaturverfilmung

Darsteller: Armin Müller Stahl, Jessica Schwarz, August Diehl, Mark Waschke, Iris Berben, Léa Bosco

Regie: Heinrich Breloer

Kinostart: 25.12.08

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Buddenbrooks

Der Heinrich und die Gipfel der Kultur

Auf den Mount Everest, sagte dessen Erstbesteiger Edmund Hillary, muß man hoch, weil er eben da ist. Ob nun Thomas Manns Roman „Buddenbrooks“ gleich ein literarischer Mount Everest ist, spielt keine Rolle. Groß genug ist die schicksalhafte, vier Jahrzehnte umfassende Geschichte des Niedergangs einer Lübecker Kaufmannsfamilie, ihr Lieben und Leiden, ihre Agonie und ihr Sterben, in jedem Fall. Ein Epochengemälde. Und nicht nur ein dickes Buch, sondern auch in seiner Bedeutung ein Roman von monolithischem Ausmaß.

Klingt pathetisch? Muß hier mal sein. Also, weiter geht’s: Große Taten erfordern große Männer, und Heinrich Breloer ist eine Art Großonkel aller verbliebenen deutschen Bildungsbürger oder zumindest der Grund, warum diese am heimischen Fernsehen noch nicht vollends verzweifeln. Verdanken sie ihm doch TV-Filetstücke wie TODESSPIEL, SPEER UND ER und natürlich DIE MANNS. EIN JAHRHUNDERTROMAN. Jetzt hat Breloer sich also der „Buddenbrooks“, einem Jahrhundertroman, angenommen. Warum nicht, wenn er schon da ist. Der Erste allerdings ist Breloer nicht: 1923 gab es eine stumme, 1959 eine biedere Verfilmung, in den 60ern eine Serie der BBC und – am gelungensten – Peter Wirths wunderbar elegisches 11-teiliges Fernsehevent. Dieses liegt 30 Jahre zurück. Zeit für einen, um im Bild zu bleiben, Neuaufstieg. Breloer ging den mit allem an, was dazugehört. Hochgerüstet mit reichlich Budget, namhaften Schauspielern, Wissen, Kennerschaft und mit Kameramann Gernot Roll, der einst schon Wirths Adaption so schön bebilderte. Und doch fehlt dem Resultat dieser Gipfelerklimmung letztlich vor allem eins: Gipfel nämlich und Abgründe. Und die Position, von der aus Breloer darauf schauen könnte.

Es mangelt einfach am analytischen Blick, am doppelten Boden, an dramaturgischer Feinmechanik und Emotionen, die sich aus dem Klischee befreien. Die Melodie der Mannschen Prosa findet keinen Widerhall in Breloers Bildern. Die zeigen die Akkuratesse gehobener TV-Opulenz, aber keine wirkliche Kinoästhetik.

Ein mißlungener Film ist das dennoch nicht. Trotz Fehlbesetzungen (knapp vorm Desaster: Iris Berben als Konsulin Buddenbrook und Jessica Schwarz als Tochter Toni) sieht man hier vor allem wieder eins: gutes, deutsches Schauspiel in gediegener Regie und üppiger Kulisse.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.