Originaltitel: BURLESQUE

USA 2010, 120 min
FSK 6
Verleih: Sony

Genre: Musikfilm, Drama, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Christina Aguilera, Cher, Kristen Bell, Eric Dane, Stanley Tucci

Regie: Steve Antin

Kinostart: 06.01.11

Noch keine Bewertung

Burlesque

Drehbuch verzweifelt gesucht!

Manches wurde in US-Medien über BURLESQUE geschrieben, wiederkehrendes Motiv waren Hinweise auf die homosexuelle Zielgruppe inklusive vermeintlicher Bonmots à la „ … der schwulste Film seit HERR DER GEZEITEN.“ Sollten sich also deutsche Schwule den 6.1. fett im Kalender markieren? Willkommen zum Erfahrungsbericht aus erster Hand.

Es geht launig los, der Kinosaal weicht einem angeranzten Revuetheater, und schon trällert Chefin Tess (mütterlich genug, um ihre Girls beim Kotzen zu erkennen: Cher) „Welcome To Burlesque.“ Okay, den „Reim’ Dich, oder ich freß Dich“-Text darf man vergessen, aber diese Melodie bleibt im Ohr. Ein ordentlicher Anfang. Denkt auf der Leinwand auch Provinzpomeranze Ali (mimisch durchaus talentiert: Christina Aguilera) und heuert als Kellnerin an, bis sich – Überraschung! – herausstellt, daß sie eine Trompete in der Kehle hat, weshalb die Gutste zur Sängerin aufsteigt, und der Club erblüht. Doch Ungemach schleicht im Körper einer garstigen Konkurrentin sowie des Immobilienhais Marcus herum. Attacke!

Zurück zur obigen Frage: Ja, freilich – daß Regisseur Steve Antin privat Männer mag, zeigt wirklich jede einzelne Szene. Da gibt es nette Choreographien und nuttige Kostüme. Waschbrettbäuche mit oder ohne Tank Tops. Divöse Zickerei, bis zum Kinn geschnallte Brüste, per Spachtel eingekratztes Make-up sowie als Extra-Blickfang Eric Dane. Umwölkt von tonnenweise Flitter, während Madonna und Alphaville von der Tonspur schallen. Ergo alles, was das Herz begehrt. Na ja, fast. Denn aktiviert man trotz solcher Reizüberflutung kurz das Hirn, fällt doch eine auf zwei Stunden gewalzte Handlung auf, welche in 45 Sekunden erzählt werden kann. Was nicht weiter schlimm wäre, gäbe sie etwas Ironie, Tempo oder spritzige Ideen her. Leider Fehlanzeige, Antins Skript stöckelt verbissen Richtung Zuckerwatten-Ende; Stanley Tucci muß seine Oneliner improvisiert haben.

Wer dennoch Ikone Cher bei Popcorn und Nachos kritiklos zujauchzen möchte, sei sich außerdem bewußt, daß die Botox-Omi – nach Restauration vieler Art kaum noch zu Gesichtsregungen fähig – das schwächste schauspielerische Glied darstellt. Nebenwirkung dessen: Wenn sie in ihrem zweiten, jetzt aber zwanghaft reingehämmerten und dramaturgisch völlig überflüssigen Auftritt die Drohung „You Haven’t Seen The Last Of Me“ ausstößt, packt einen nackte Angst ...

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...